Lehrveranstaltungen (SS 2016)

Vorlesung: Imperium sine fine. Das lateinische Epos vom Fall Roms bis zum Wiener Kongress


Englischer Titel: Lecture: Imperium sine fine. Latin Epic Poetry from the Downfall of Rome to the Congress of Vienna

Dozenten: Dr. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 084511

Prüfungsleistung: Klausur oder mündliche Prüfung (je
nach Absprache und Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Die lateinische Literatur des Mittelalters und der Neuzeit ist ohne das Epos genau so wenig denkbar wie die der römischen Antike. Auch wenn sich im Mittelalter der Gattungskanon vorübergehend zugunsten anderer dichterischer Textsorten verschob, so ging doch auch nach dem Untergang Westroms eine ungebrochene Faszination von Dichtern wie Statius, Lucan, Ovid und natürlich Vergil, dem man im Mittelalter hellseherische und magische Fähigkeiten nebst universellem Weltwissen zuschrieb, aus. Mit der humanistischen Dichtung ist ab dem 15. Jahrhundert ein weiterer sprunghafter Anstieg epischer Texte zu verzeichnen. Eine erschlagende Fülle von mythologischen, hagiographischen, historischen und panegyrischen Epen ist aus den Jahrhunderten der Frühen Neuzeit überliefert und bezeugt die immer noch starke Stellung der Gattung als Modell und Projektionsfläche, ungeachtet allen Konkurrenzdrucks durch Prosaformen und die volkssprachliche Literatur. Wie der Veranstaltungstitel bereits andeutet, soll dabei der Schwerpunkt der Betrachtungen auf der Rolle des Epos als derjenigen poetischen Gattung liegen, in der in vergilisch-augusteischer Tradition Fragen von Politik, Herrschaft und der Rolle des Menschen in der Geschichte verhandelt werden und ideologische Konzepte vermittelt werden: Wie konnte die Auseinandersetzung mit der mythisch-heroischen Tradition dazu dienen, den Blick des Lesers auf die eigene politische Gegenwart zu lenken? Besonderheiten der Epoche(n) und epische "Sonderwege" wie etwa die mittelalterliche Tierepik und neuzeitliche Eposparodien werden dennoch ebenfalls berücksichtigt. Die Texte (und nach Möglichkeit Übersetzungen) werden zur Verfügung gestellt.


Literatur: Jean Seznec, Ludwig Braun, Ancilla Calliopeae. Ein Repertorium der Neulateinischen Epik Frankreichs (1500-1700), Leiden/Boston 2007; T. Haye, Legitimationsstrategien mittellateinischer Troja-Epiker. Ein Beitrag zur Deutung antikisierender Dichtung, in: Wiener Studien 116 (2003), S. 203-228; Craig Kallendorf, ‘The Neo-Latin Epic’, in Brill’s Encyclopedia of the Neo-Latin World, hg. v. Philipp Ford u.a., Leiden/Boston 2014, I: Macropaedia, 449-461; M. K. Lafferty, Walter of Châtillon‘s ‚Alexandreis‘: epic and the problem of historical understanding, Turnhout 1998; Florian Schaffenrath, ‘Narrative Poetry’, in The Oxford Handbook of Neo-Latin, hg. v. Sarah Knight/Stefan Tilg Oxford 2015, 57-72.; Dieter Schaller, ‘La poesia epica’, in Lo spazio letterario del medioevo, 5 Bde, hg. v. Guglielmo Cavallo u.a., Rom 1992ff., I,1 (1993), 9-42.


Ort: BO 304
Zeit: Di, 16-18
Beginn: 12.04.2016
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Forschungskolloquium: Diskussion über neue mittel- und neulateinische Forschungsprojekte

Englischer Titel: Colloquium: Discussion about New Medieval Latin and
Neo-Latin Research Projects

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel
Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

V-Nr.: 084513

Die Termine und Themen werden per Rundmail bekannt gegeben. Bei
Interesse melden Sie sich bitte unter mlat@uni-muenster.de.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304

Zeit: Mi 12-14, 14-täglich

Beginn: n. V.

Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen


Übung/Seminar: Erasmus' Apophthegmata, Buch V und VI


Englischer Titel: Erasmus' Apohthegmata, Books V and VI

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 084514


Prüfungsleistung: Klausur etc. (nach Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Erasmus‘ Spruchsammlung Apophthegmata stellt eines der erfolgreichsten Werke der frühen Neuzeit dar: Nach der Erstausgabe im Jahr 1531 erschien im 16. Jh. jährlich mindestens ein weiterer Druck des Werkes. Das Werk gehörte somit zum Rüstzeug des frühneuzeitlichen europäischen Intellektuellen. Dennoch fehlt für die Bücher 5-8 bisher eine kritische Ausgabe.
In der Lehrveranstaltung werden die Probleme, die sich bei der kritischen Edition der Apophthegmata ergeben, dargestellt, erörtert und anhand von ausgewählten Fallbeispielen diskutiert. Alle Texte werden gestellt. Die Lehrveranstaltung erfordert ausreichende Lateinkenntnisse und eine aktive Teilnahme. Die Kursteilnehmer bekommen jeweils (kleinere) Aufgaben, bei denen sie Vorschläge zur Lösung bestimmter textkritischer Probleme machen sollen.
Die Benotung wird aufgrund der verrichteten Leistung in der Lehrveranstaltung vorgenommen.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304


Zeit: Block Mo-Fr 9-13.30 Uhr

Beginn: 25.-29.07.2016

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar: Jesuiten als Pädagogen und Bildungspolitiker in der Frühen Neuzeit

Seminar: Education and Educational Policy in Jesuit Hands during the Early Modern Period

Dozent: Dr. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 084510

Prüfungsleistung: Klausur, Referat, Hausarbeit, mdl. Prüfung (je nach Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Zahllose düstere Legenden und Verschwörungstheorien ranken sich um die Gesellschaft Jesu (Societas Jesu), die 1534 von Ignatius von Loyola ins Leben gerufen wurde und sich zur wohl erfolgreichsten religiösen Gemeinschaft der Frühen Neuzeit entwickelte. Neben dem politischen Engagement des Ordens (etwa als Berater und Beichtväter von Fürsten) ist es wohl maßgeblich die ungeheure Reichweite ihrer erzieherischen und bildungspolitischen Aktivitäten, die das Misstrauen protestantischer und auch katholischer Kritiker auf den Plan rief: Beginnend mit den ersten Schulen in Gandía und Messina 1546/47 bauten die papsttreuen Jesuiten innerhalb kurzer Zeit ein weltumspannendes Netz von Schulen und Universitäten auf, das zuletzt fast 700 Einrichtungen von den Anden über Europa und den Orient bis hin nach China und Japan umfasste und das von Millionen von Schülerinnen und Schülern besucht wurde.
Das Seminar soll anhand von einschlägigen Texten aus 250 Jahren Ordensgeschichte nachzeichnen, wie die Jesuiten sich von bescheidenen Anfängen aus zum bedeutendsten Bildungsträger der Welt entwickelten und dieser Entwicklung konzeptionell und pragmatisch Rechnung trugen, d.h. wir wollen nicht nur theoretische Traktate und Schulprogramme lesen, sondern auch Unterrichtswerke und literarische Erzeugnisse der Jesuitenkollegien, wie etwa Theaterstücke oder Emblemsammlungen. Daneben sollen auch die Gegner und Kritiker des Ordens zu Wort kommen, um ein möglichst differenziertes Bild von dem Einfluss, den die Aktivitäten der Jesuiten in der sich entwickelnden Bildungslandschaft zwischen 1550 und 1800 hatten, zu gewinnen.
Die Veranstaltung kann von Studierenden des Master of Education für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen für das Modul TEB besucht werden. Prüfungsleistung gemäß Studienordnung nach Vereinbarung.

Literatur (in Auswahl): Vincent Dominuco S.J.: The Jesuit Ratio Studiorum: 400th Anniversary Perspectives, Fordham UP 2000; The Jesuit Ratio Studiorum of 1599, transl. into English, with an Introduction and Explanatory Notes by Allan P. Farrell, S.J., Washington D.C. 1970; Stephanie Hellekamps/Hans-Ulrich Musolff: Geschichte des pädagogischen Denkens, München/Wien 2006; Judi Loach, Revolutionary Pedagogues? How Jesuits Used Education to Change Society, in: The Jesuits II, hg. v. John W, O’Malley u.a., Toronto u.a. 2006, 66-85; Peter S. Mack: Neo-Latin and Renaissance Schools, in: Ford, Philip u.a. (Hrsgg.): Brill’s Encyclopaedia of the Neo-Latin World. Bd. 1: Macropaedia, Leiden/Boston 2014, 55-61; Jonathan Wright, God's Soldiers: Adventure, Politics, Intrigue, and Power - A History of the Jesuits, New York u.a. 2005.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Di 12-14 c.t.
Beginn: 12.04.2016
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Veranstaltung: Lektüreübung: Zweikampfszenen in lateinischen Epen der Spätantike und des Mittelalters

Englischer Titel: Reading Class: Fighting Scenes in Latin Epics of the Late Antiquity and the Middle Ages

Dozentin: Cornelia Selent, M.A.

V-Nr.: 084512

Prüfungsleistung: nach Prüfungsordnung

Inhalt und Ziel:
Zweikämpfe sind derart ‚normal‘ für die Epen der Spätantike und des Mittelalters, dass deren permanente Wiederkehr heutige Leser mehr als nur gelegentlich langweilen dürfte. Nicht nur altfranzösische und mittelhochdeutsche Ritterromane und Heldenepen des 12. und 13. Jahrhunderts überbieten sich in der Aneinanderreihung von Zwei- und Massenkampfszenen. Auch lateinische Dichtungen strotzen mitunter von endlos scheinenden Kämpfen. Dieser Monotonie des äußeren Faktes steht die unübersehbare innere Varianz der Szenen gegenüber: Fast jeder Kampf hat seine eigene Erzählweise. Der Variantenreichtum weist auf Differenzen hin, die das Handlungs- und Figurengefüge mit prägen. In dem Lektürekurs soll über die Relevanz der Differenzen ebenso nachgedacht werden, wie über die Selbstverständlichkeit, mit der erzählte Kämpfe Teil der literarischen Erzählung sind, denn der Usus täuscht über die tiefe Kluft hinweg, die zwischen dem extrem körperlichen Akt und dessen Literarisierung besteht, zwischen der tatsächlichen Kampferfahrung und der sprachlichen Abstraktion. Es ist geradezu unmöglich, das physische Geschehen im distanzierenden Sprachakt wiederzugeben, und dennoch werden die Dichter nicht müde eben diese Illusion immer und immer wieder zu evozieren. Die Versprachlichung des physischen Kampfes wird daher genau unter die Lupe genommen. Wie lassen sich Intensität und der Grad der Verfeindung sprachlich einfangen? Wie werden die Körper der Kämpfenden sprachlich exponiert oder geschützt? Welche Gesten und Vergleiche ziehen die Dichter zur bildlichen Verdeutlichung der Körperkräfte heran? Diese und viele weitere Fragen werden während der Lektüre der ‚Psychomachia‘ des Prudentius, des ‚Waltharius‘ und des ‚Anticlaudianus‘ von Alanus ab Insulis besprochen werden. Über vergleichende Exkurse zur altfranzösischen und mittelhochdeutschen Dichtung (Chrétien de Troyes, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue) können zudem die Eigenheiten der lateinischen Poetik aber auch Übereinstimmungen mit der volkssprachlichen Erzähltradition erzählter Kämpfe deutlicher herausgearbeitet werden.
Wir werden gezielt Kampfszenen aus den drei angegebenen Dichtungen lesen. Für eine fruchtbringende Übung empfehle ich wärmstens die inhaltliche Kenntnis der drei Dichtungen. Für TeilnehmerInnen, deren Hauptfach nicht Latein ist, werden wieder, so gewollt und noch nicht in der Literaturliste angeführt, Übersetzungen zur Verfügung gestellt.

Literatur: Prudentius ‚Psychomachia‘, in: Prudentius ‚Carmina‘, hg. v. M. P. Cunningham, Turnhout 1966, S. 149-181 [CCSL 126]
‚Waltharius‘, lat./dt., übers. u. hg. v. Gregor Vogt-Spira, Stuttgart 1994 [Reclam]
Alanus ab Insulis ‚Anticlaudianus‘, hg. v. Robert Bossuat, Paris 1955 [Textes philosophiques du Moyen Age 1]
Georg Simmel ‚Der Streit‘ in: Simmel ‚Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung‘, hg. v. Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main 1992, S. 284-382.
Axel Binhack ‚Über das Kämpfen. Zum Phänomen des Kampfes in Sport und Gesellschaft‘

Ort: Bogenstr. 15/16, BO 304
Zeit: Di, 14-16 Uhr
Beginn: 12.04.2016

Sprechstunde: Nach Vereinbarung und nach der Veranstaltung.