Lehrveranstaltungen (SS 2015)

Vorlesung: Politische Emblematik des 17. Jahrhunderts in spanischer und lateinischer Sprache

Englischer Titel: Lecture: Political Emblematics of the 17th Century in Spanish and Latin Language

Dozenten: Prof. Dr. T. Leuker/Prof. Dr. K. Enenkel

V-Nr.: 084014

Prüfungsleistung: schriftliche Klausur oder mündliche Prüfung (je
nach Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Die Emblematik zählt erfolgreichsten Literaturgattungen der Frühen Neuzeit, die, gemessen an der Anzahl der Publikationen und der Qualität der Abbildungen, im 17. Jh. eine wahre Blütezeit erlebte. Das Emblem, eine attraktive Kombination von Text und Bild („idealtypologisch“ definiert: Motto + Pictura + Epigramm), dessen Erfindung auf den Juristen und Altertumswissenschaftler Andrea Alciato und den Augsburger Drucker Heinrich Stainer zurückgeht, stellte sich u.a. als besonders geeignetes Medium zur Vermittlung politischer oder religiöser Inhalte heraus. Die bildlichen Darstellungen bewirkten, dass sich die ideologischen Inhalte besonders gut dem Gedächtnis einprägten.
In der Vorlesung wird ein Überblick über die lateinische und spanische Emblematik des 17. Jahrhunderts geboten, welche politische Inhalte vermittelte. U.a. werden die Emblembücher des Diego Saavedra Fajardo, Otho Vaenius (Emblemata Horatiana, in mehreren Sprachen), Peter Iselburg (Emblemata politica), Marcus Boxhorn (Emblemata politica) und des Bornitius besprochen. Anhand von verschiedenen Einzelbeispielen wird stets der wichtigen Frage nachgegangen, was das Zusammenspiel von Wort und Bild bei der Vermittlung der jeweiligen ideologischen Inhalte leistet. Dabei werden sowohl die didaktische Funktion des Emblems als auch die Art der politischen Aussagen näher erläutert. Weiter wird gezeigt, auf welche Weise die Emblematiker aus den Vorgaben ihrer Vorgänger aus dem 16. Jh. ihre pluriforme Epigramm- und Emblempoetik konstruierten. Originaltexte, Bildmaterial und Übersetzungen werden gestellt.


Literatur: P. Daly (Hrsg.), Companion to Emblem Studies, New York 2008, darin insbes.: Karl Enenkel, The Neo-Latin Emblem: Humanist Learning, Classical Antiquity, and Virtual „Wunderkammer“ (129-153), und Antonio Bernat Vistarini, “The Emblem in Spain” (347-368); Henkel-Schöne, Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des 16. und 17. Jahrhunderts, Stuttgart 1967.


Ort: H4, am Schlossplatz 46
Zeit: Mi 10-12 Uhr
Beginn: 08.04.2015
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Forschungskolloquium: Diskussion über neue mittel- und neulateinische Forschungsprojekte

Englischer Titel: Colloquium: Discussion about New Medieval Latin and
Neo-Latin Research Projects

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel
Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

V-Nr.: 084016

Die Termine und Themen werden per Rundmail bekannt gegeben. Bei
Interesse melden Sie sich bitte unter mlat@uni-muenster.de.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304

Zeit: Mi 12-14, 14-täglich

Beginn: n. V.

Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen


Lektüreübung/Seminar: Texte zur heiligen Einsamkeit (solitudo sacra)


Texts on Holy Solitude (solitudo sacra)

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 084048


Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.)

Inhalt und Ziel: Im Seminar steht die Lektüre des wichtigen Traktates De vita solitaria des Francesco Petrarca (1304-1374) zentral, der in der Klosterlandschaft des 14. und 15. Jh. in ganz Europa weit verbreitet war sowie von capita selecta seiner mittelalterlichen lateinischen Vorgängertexte (Pier Damiani). Die “heilige Einsamkeit” entpuppt sich als der ideale Ort nicht nur des Mönchs und Einsiedlers, sondern des modernen Philosophen, Schriftstellers und Intellektuellen.
Die Texte zur Veranstaltung werden gestellt.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304


Zeit: Mi 16-18

Beginn: 08.04.2015

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Lektüreübung/Seminar: Servatus Lupus und sein gelehrter Freundeskreis

Englischer Titel: Reading Class: Servatus Lupus and the circle of his learned friends

Dozent: Dr. Dr. Oleg Nikitinski

V-Nr.: 084052

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Servatus Lupus, auch genannt Lupus von Ferrière (geb. um 805, gest. nach 861) war neben Alkuin, Einhard und Rabanus Maurus die bedeutendste literarische Gestalt der Karolingischen Renaissance. Er hat sich vor allem durch seine im Sinne Karls des Großen unternommenen Bemühungen um die Erhaltung und Tradierung des antiken lateinischen Bildungsguts verdient gemacht. Sein eleganter Stil ist vielleicht selbst dem seines Vorbilds Einhard überlegen. Gelesen werden Briefe an seine literarisch interessierten Freunde wie Einhard, Adalgaud, Abt Altsig und Reginbert. Somit wird exemplarisch das Gelehrtenleben in der karolingischen Zeit lebendig vor Augen geführt. Alle Texte werden in der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.

Literatur: Servati Lupi epistolae Ed. Peter K. Marshall. Leipzig 1984. Graydon W. Regenos, The Letters of Lupus Servatus. The Hague 1966. Johannes Fried, „Karl der Große, die Artes liberales und die karolingische Renaissance“ in: Karl der Große und sein Nachwirken. Hrsg. P. L. Butzer, M. Kerner, W. Oberschelp. Louvain 1997, S. 25 – 43. M. Rouche, „The Carolingian „renewal““ in: The Cambridge Illustrated History of the Middle Ages. Cambridge 1998, Bd. 1.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Do 16-18 c.t.
Beginn: 08.04.2015
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar/Übung: Fürstenspiegel in der mittel- und neulateinischen Literatur

Seminar/Reading Class: Mirrors of Princes in Medieval and Neo-Latin Literature

Dozent: Christian Peters

V-Nr.: 084033

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Überlegungen und Auseinandersetzungen von Gesellschaften und Individuen darüber, wie sie regiert werden wollen, haben heutzutage zumeist den Ruf nach Demokratie und Volkssouveränität zum Zielpunkt. Dadurch verstellt sich leicht der Blick auf das politische und herrschaftstheoretische Reflexionsniveau von Epochen, in denen die Herrschaft des Einzelnen der Regelfall war. Auch ein Monarch der Vormoderne, von germanischen warlords der Völkerwanderungszeit bis zu den absoluten Fürsten der Frühen Neuzeit, hatte sich dem Diskurs derer, die er beherrschte, über eine ethisch begründete und moralisch sanktionierte Herrschaft zu stellen, wollte er nicht als Despot gelten. Ein zentrales Element hiervon bildete die im Mittelalter und der Neuzeit enorm erfolgreiche Gattung des Fürstenspiegels, mit deren Hilfe von intellektueller Seite, sakral wie säkulär, versucht wurde, auf den Herrscher Einfluss zu nehmen und seine Herrschaft mitzugestalten. Dabei ist nicht nur die vordergründige, normative Seite der politisch-didaktischen Einflussnahme interessant, sondern auch die theoretische Auseinandersetzung mit Herrschaft und nicht zuletzt die impliziten Aussagen darüber, wie Herrschaft wahrgenommen wurde.
Reizvoll für die Lektüre wird der Fürstenspiegel auch dadurch, dass er eine Gattung ist, die sich überwiegend inhaltlich und nicht formal bestimmt. Daher können wir in der Übung auf ein breites Spektrum an Vertretern der Gattung aus den unterschiedlichsten Bereichen zurückgreifen, von der Versepistel über den politischen Traktat hin zum Emblembuch sind die verschiedensten Textsorten Träger. Diachron gelesen und in ihrem jeweiligen zeitgenössischen Kontext unter Berücksichtigung nicht zuletzt auch antiker Vorbilder interpretiert, ergeben die Texte ein mitunter erstaunliches mentalitätsgeschichtliches Panorama von Versuchen politischer Partizipation und Mitgestaltung in der Vormoderne.
Es werden ausschließlich Werke in lateinischer Sprache gelesen, gute Lateinkenntnisse sind daher dringend empfohlen. Die Texte zur Lektüre werden über das Learnweb zur Verfügung gestellt.

Literatur (in Auswahl): Anton, Hans Hubert (1968): Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit
(Bonner historische Forschungen 32) Bonn 1968; Ders. (Hrsg): Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 45), Darmstadt 2006; Hadot, Pierre, Art. ‚Fürstenspiegel‘, in: RAC 8, 555-632; Jacobs, Jürgen C.: Der Fürstenspiegel im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus, Wiesbaden 2001; Maigler-Loeser, Barbara (2004): Historie und Exemplum im Fürstenspiegel. Zur didaktischen Instrumentalisierung der Historie in ausgewählten deutschen Fürstenspiegeln der Frühmoderne. Neuried 2004; Mühleisen, Hans-Otto (1990): Weisheit – Tugend – Macht. Die Spannung von traditioneller Herrschaftsordnung und humanistischer Neubegründung der Politik im Spanien des 17. Jahrhunderts, nachgezeichnet am Beispiel von Andres Mendos Fürstenspiegel "Principe Perfecto". in: Mühleisen, Hans-Otto / Stammen, Theo: Tugendlehre und Regierungskunst. Studien zum Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit (Augustana 2), Augsburg 1990, 141-196; Mühleisen, Hans-Otto / Stammen, Theo Stammen / Philipp, Michael (Hrsgg.) (1997): Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens 6) Frankfurt am Main / Leipzig 1997; Peil, Dietmar (1986): Emblematische Fürstenspiegel im 17. und 18. Jahrhundert: Saavedra – Le Moyne – Wilhelm, in: Frühmittelalterliche Studien 20 (1986), 54-92; Schulte, J. Manuel: Speculum regis. Studien zur Fürstenspiegel-Literatur in der griechisch-römischen Antike. (Antike Kultur und Geschichte 3), Münster 2001; Stammen, Theo: Fürstenspiegel als literarische Gattung politischer Theorie im zeitgenössischen Kontext – ein Versuch, in: Mühleisen, Hans-Otto / Stammen, Theo: Tugendlehre und Regierungskunst. Studien zum Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit (Augustana 2), Augsburg 1990, 255-286.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Di 12-14 c.t.
Beginn: 14.04.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar: Aufbruch in ein neues Zeitalter? Gotengeschichte(n) aus Ost und West

Seminar: A New Age? Histories of the Goths in East and West

Dozenten: Prof. Dr. Michael Grünbart/Dr. C. Peters/T. Enseleit

V-Nr.: 084272

Prüfungsleistung: Klausur oder Referat

Inhalt und Ziel: Der Untergang des Weströmischen Reiches wird gemeinhin als einer der Höhepunkte jener Zeit aufgefasst, in der barbarische Völker die Ordnung der antiken Welt gleichermaßen zerrütteten wie beerbten. Unter diesen Barbaren, mit denen sich die Römer spätestens seit der sog. Völkerwanderungszeit konfrontiert sahen, stachen vor allem die Goten heraus, die auf vielfältige Weise mit dem römischen Imperium in Kontakt traten und die im Laufe ihrer wechselhaften Geschichte eigene Herrschaften errichteten.
Das Ziel dieser Übung wird sein, aus Sicht der Geschichtswissenschaft, der Sprach- und Literaturgeschichten sowie der Byzantinistik in einem interdisziplinären Zugriff einen Überblick über die Geschichte der Goten von ihren nebulösen Anfängen bis zu ihrem Schlachtenuntergang gegen die Araber im Jahre 711, über ihr friedliches wie kriegerisches Miteinander mit den Römern, über ihre Kultur, ihre Religion und über ihre Sprache zu gewinnen. Wer waren diese Germanen, die den Römern einerseits als kriegerische Eroberer begegneten, sich andererseits aber auch in das römische Herrschaftsgefüge integrieren ließen und bereitwillig große Teile der griechisch-lateinischen Kultur übernahmen? Wie gelang es den Goten, die turbulenten Zeiten während und nach der Völkerwanderung zu nutzen, um in Italien, Frankreich und Spanien eigene Königreiche unter noch heute wohlbekannten Herrschern wie Theoderich dem Großen zu errichten? Aus welchen Gründen nahmen sie den christlichen Glauben an und auf welche Weise konnte sich dieser in der gotischen Gesellschaft durchsetzen? Wie klang und liest sich ihre Sprache und was kann diese den – in sprachgeschichtlicher Hinsicht – Nachfahren der Goten noch lehren?
Diesen und anderen Fragen soll in einem thematischen Überblick und anhand der Lektüre griechischer, lateinischer wie gotischer Quellen nachgegangen werden. Die Übung richtet sich dabei an Studierende der Geschichtswissenschaften, der Byzantinistik und der lateinischen wie germanistischen Philologie sowie an alle, die ein Interesse daran haben, sich dem Phänomen der Goten in einem Disziplinen übergreifenden Zugriff zu nähern.

Literatur (in Auswahl): H. Wolfram, Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Entwurf einer historischen Ethnographie, München 2009; G. Albert, Goten in Konstantinopel. Untersuchungen zur oströmischen Geschichte um das Jahr 400 n. Chr., Paderborn – Wien 1984; A. Cameron – J. Long, Barbarians and Politics at the Court of Arcadius, Berkeley, Calif. 1993.

Ort: RS 428 (Rosenstr. 9/Schlaunstr. 2)
Zeit: Mi 14-16
Beginn: 15.04.2014
Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen