Lehrveranstaltungen (SS 2017)

Vorlesung: Der neulateinische Humanismus in Italien (bis 1520)

Englischer Titel: Lecture: Italian Humanism and its Neo-Latin Literature (until 1520)

Dozenten: Dr. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 088512

Prüfungsleistung: je nach Absprache und Studienordnung

Inhalt und Ziel: Im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts wurden Weichen gestellt, die die Geschichte Europas durch die gesamte Frühe Neuzeit und bis heute geprägt haben, politisch, wirtschaftlich, wissenschaftlich – und kulturell: Enorme Fortschritte im Handel, im Finanzwesen und der Technologie gingen einher mit der selbstbewussten Aneignung einer als der vergangenen Epoche überlegenen Antike. Der Humanismus begann als gelehrte Bewegung mit Protagonisten wie Francesco Petrarca (1304–1374) oder Giovanni Boccaccio (1313–1375) und wurde von einer intellektuellen Avantgarde und Interessenvertretung eines Berufsstandes schnell zu einer Strömung, die den literarischen und künstlerischen Geschmack einer ganzen Epoche bestimmte und ihre Wirkstätten, allen voran Florenz, zu internationalen kulturellen Leuchttürmen machte. Humanisten, oft selbst politisch aktiv, erschlossen die antike lateinische (und später auch griechische Literatur) und brachten bedeutende Werke in der Rhetorik, der Geschichtsschreibung, der politischen Theorie und Philosophie hervor, verhalfen aber auch der lateinischen Dichtung zu einer neuen Blütezeit. Die Vorlesung stellt Schlüsselautoren und -texte der Epoche vor und beleuchtet ihre Entstehungsbedingungen. Dabei sollen Kontinuitäten aus dem Mittelalter ebenso wenig außer Acht gelassen werden wie die Wirkmächtigkeit der humanistischen Antikenverehrung bis in unsere Zeit hinein.

Literatur: Hans Baron, Bürgersinn und Humanismus im Florenz der Renaissance, Berlin 1992; Eugenio Garin, Der italienische Humanismus, Bern 1947; James Hankins, Renaissance Civic Humanism. Reappraisals and Reflections, Ideas in Context 57, Cambridge/New York, 2003; John M. Najemy, A History of Florence. 1200-1575, Chichester 22008; Ronald G. Witt, In the Footsteps of the Ancients, Leiden 2000


Ort: BO 304
Zeit: Mi, 10-12
Beginn: 19.04.2017
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Forschungskolloquium: Diskussion über neue mittel- und neulateinische Forschungsprojekte

Englischer Titel: Colloquium: Discussion about New Medieval Latin and
Neo-Latin Research Projects

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel
Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

V-Nr.: 088513

Die Termine und Themen werden per Rundmail bekannt gegeben. Bei
Interesse melden Sie sich bitte unter mlat@uni-muenster.de.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304

Zeit: Mi 12-14, 14-täglich

Beginn: n. V.

Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen


Seminar/Lektüreübung: Texte zur vita monastica (14.-16. Jh.)


Englischer Titel: Reading Texts on 'vita monastica' (14th-16th century)

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 088514


Prüfungsleistung: Klausur etc. (nach Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Im Mittelalter war die vita monastica die Lebensform der Intellektuellen par excellence. Die Reflexion über die „richtige“ Lebensform erhält in Zeiten des Umbruchs eine neue Qualität, besonders im 14. Jahrhundert, in dem neue Intellektuelle die Bühne betreten und sich in ihrer Existenz legitimieren, und im 16. Jahrhundert, als die Reformation die vita monastica bedrohte und in den protestantischen Gebieten Europas die meisten Klöster geschlossen wurden. Die Lehrveranstaltung ist der Lektüre zweier bedeutender Texte gewidmet, eines Prosatraktates und eines langen strophischen Gedichtes (nach dem Stabat-Mater-Schema): Francesco Petrarcas (1304-1374) De vita solitaria und Cornelius Musius‘ Solitudo laudata (1566). Musius‘ Gedicht wurde in jenem Jahr verfasst, in dem in den Niederlanden im Zuge des Bildersturms zahlreiche Klöster geplündert wurden. Das Gedicht ist zugleich eine Anklage gegen die Reformation. Petrarcas Schrift, die in der Klosterlandschaft des 14. und 15. Jh. in ganz Europa verbreitet war, bekämpft die neuen städtischen Intellektuellen, von denen sie sich absetzt und denen sie die “heilige Einsamkeit” außerhalb der Stadt gegenüberstellt. Die sacra solitudo entpuppt sich in Petrarcas Schrift als der ideale Ort nicht nur des Mönchs und Einsiedlers, sondern des modernen Philosophen und humanistischen Intellektuellen.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304


Zeit: Blockveranstaltung (Mo-Fr), 31.07. – 04.08.2017, 9.15-12.30 Uhr

Beginn: 31.07.2017

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Lektüreübung: ex Septentrione lux – Skandinavien in der mittel- und neulateinischen Literatur


Englischer Titel: Reading Class: ex Septentrione lux – Scandinavia in Medieval and Neo-Latin Literature

Dozent: Dr. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 088511

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur mit Zusatzfragen (90 min.), Referat, Hausarbeit, mündl. Prüfung (je nach Absprache und Studienordnung)

Inhalt und Ziel:Die Weltregion von Island bis zum Baltikum ist eine der faszinierendsten Nischen der lateinischen Literaturgeschichte. Im frühen Mittelalter fern, fremd und bedrohlich konnte Skandinavien dennoch nicht von einer christlichen Kultur, die alle Völker zum Teil ihrer Heilsgemeinschaft machen musste, ignoriert werden und so ging die Erschließung der Region einher mit allerlei Abenteuergeschichten, Konfrontation mit dem Anderen und Projektion von Fantastischem bei gleichzeitigem kulturellem Austausch an den Schnittflächen (z. B. zwischen dem Reich und Dänemark). Seinen Niederschlag findet das in lateinischen Heiligenviten ebenso wie in Geschichten der dänischen Könige. Als mit dem Beginn der frühen Neuzeit die Königreiche des Nordens immer stärker auf eine Machtstellung eigenen Rechts im Zusammenspiel der europäischen Mächte drängten, versuchten sie auch, über die Produktion lateinischer Literatur und Teilnahme am wissenschaftlichen Diskurs des Kontinents die Begegnung auf Augenhöhe zu unterstreichen. Die Beschäftigung mit lateinischen Texten über und aus Skandinavien in Mittelalter und Früher Neuzeit aus allen Gattungen gibt einen spannenden Einblick sowohl in den Umgang mit den Kulturen des Nordens als auch in den Prozess der Aneignung von Fremdem in der europäischen Vormoderne.
Die Texte zur Veranstaltung werden gestellt, je nach Verfügbarkeit mit deutscher Übersetzung. Solide Lateinkenntnisse werden dennoch dringend empfohlen.

Literatur (in Auswahl): Apotheose des Nordens, hg. v. Stefan Bauhaus/Bernd Roling/Bernhard Schirg, Berlin 2017; Sten Lindroth, Svensk Lärdomshistoria, 4 Bde., Stockholm 1975–1981; A History of Nordic Neo-Latin Literature, hg. v. Minna Skafte Jensen, Odense 1995.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Di 16-18 Uhr
Beginn: 18.04.2017
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar: Jesuitendramen: Pädagogisches Werkzeug oder großes Theater?

Englischer Titel: Seminar: Jesuit Theatre: Didactic Tool or Literature?

Dozent: Dr. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 088510

Prüfungsleistung: je nach Absprache und Studienordnung

Inhalt und Ziel: Die 1534 von Ignatius von Loyola ins Leben gerufene Gesellschaft Jesu (Societas Jesu/SJ) ist nicht nur die erfolgreichste Neugründung eines Ordens in der Frühen Neuzeit – so erfolgreich, dass sich zahlreiche dunkle Legenden und Verschwörungstheorien um ihren Einfluss in der Weltgeschichte ranken – sondern auch der einflussreichste Bildungsträger einer ganzen Epoche gewesen. Viele Millionen Schüler besuchten bis zur Aufhebung des Ordens 1773 die fortschrittlichen und gut ausgestatteten Schulen des Ordens – und trugen damit der Überschneidung von Interessen der städtischen Bevölkerung nach hochwertiger und kostenloser Bildung ihrer Kinder einerseits und den gegenreformatorischen Bestrebungen der katholischen Kirche andererseits, Rechnung. Eines der wichtigsten didaktischen Instrumente der Jesuitenkollegien waren die regelmäßig und zu einer Vielzahl von Gelegenheiten aufgeführten lateinischen Theaterstücke, die Lehrer und Schüler gemeinsam zu diesem Zweck anfertigten und inszenierten. Die Schulen gaben damit eine Leistungsschau und einen öffentlichen Nachweis ihrer Kompetenz ab und die städtische Öffentlichkeit konnte sich vom Bildungserfolg der den Jesuiten anvertrauten Kinder überzeugen.
In der Lehrveranstaltung sollen schwerpunktmäßig Dramen des 1588 gegründeten Münsteraner Jesuitenkollegiums gelesen und gemeinsam mit dramentheoretischen und pädagogischen Texten der Jesuiten auf die Medialität jesuitischer und vormoderner Erziehung und Bildung allgemein geprüft werden.

Die Texte werden in Übersetzung gestellt, dennoch sind solide Lateinkenntnisse angeraten. Die Veranstaltung kann von Studierenden des Master of Education für das Modul TEB und von Studierenden des Master of Arts EW für das Modul MB2 besucht werden. Prüfungsleistung gemäß Studienordnung nach Vereinbarung.

Literatur (in Auswahl): Vincent Duminuco S.J., The Jesuit Ratio Studiorum: 400th Anniversary Perspectives, Fordham 2000; The Jesuit Ratio Studiorum of 1599, transl. into English, with an Introduction and Explanatory Notes by Allan P. Farrell, S.J., Washington D.C. 1970; Judi Loach, “Revolutionary Pedagogues? How Jesuits Used Education to Change Society”, in: The Jesuits II, hg. v. John W, O’Malley u.a., Toronto u.a. 2006, 66–85; Peter S. Mack, “Neo-Latin and Renaissance Schools”, in: Ford, Philip u.a. (Hrsgg.): Brill’s Encyclopaedia of the Neo-Latin World. Bd. 1: Macropaedia, Leiden/Boston 2014, 55–61; Sieglind Stork, Das Theater der Jesuiten in Münster. 1588–1773, Münster 2013; Jonathan Wright, God's Soldiers: Adventure, Politics, Intrigue, and Power - A History of the Jesuits, New York u.a. 2005.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Di 12-14 Uhr
Beginn: 18.04.2017
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar/Lektüreübung: 'Rapularius', 'Asinarius' und andere lateinische ‚Märchen‘ des Mittelalters

Englischer Titel: Seminar/Reading Class: 'Rapularius', 'Asinarius' and other Latin 'Fairy Tales' of the Middle Ages

Dozentin: Cornelia Selent, M.A.

V-Nr.: 088515

Prüfungsleistung: nach Prüfungsordnung

Inhalt und Ziel:

In die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm fanden zwei Märchen Eingang, die, in etwas anderer Form, bereits im Mittelalter als lateinische Versdichtungen vorlagen. Der Rapularius, aus dem ‚Das Rübchen‘ wurde, und der Asinarius, später als ‚Das Eselein‘ bekannt, stehen im Mittelpunkt des Kurses. Textgrundlage für die Lektüre sind sowohl die Editionen als auch (soweit möglich) überlieferte Handschriften. Neben den beiden genannten Texten werden weitere mittelalterliche literarische ‚Spuren‘ bekannter Märchen verfolgt. Die Märchenforschung, ein weiterer Schwerpunkt des Kurses, dient darüber hinaus zur literatur- und mentalitätsgeschichtlichen Kontextualisierung der Dichtungen.

Literatur: Arbeitstext: Asinarius und Rapularius, hg. v. Karl Langosch, Heidelberg 1929.
Waltharius, Ruodlieb, Märchenepen. Lateinische Epik des Mittelalters mit deutschen Versen, hg. u. übertr. v. Karl Langosch, Darmstadt 19561/19602, S. 308-331 und 333-357. [Sammlung mittelalterlicher Texte 10]
Karl Langosch, Artikel Asinarius, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, begründet v. Wolfgang Stammler u. fortgeführt v. Karl Langosch, hg. v. Kurt Ruh u.a., Bd. 1, 19782 [ND 2010], Sp. 509-510.
Franz Josef Worstbrock, Artikel Rapularius, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, begründet v. Wolfgang Stammler u. fortgeführt v. Karl Langosch, hg. v. Kurt Ruh u.a., Bd. 7, 19892 [ND 2010], Sp. 1000-1002.
Jan M. Ziolkowski, Fairy Tales from Before Fairy Tales: The Medieval Latin Past of Wonderful Lies, University of Michigan Press, Ann Arbor 2008.

Ort: Bogenstr. 15/16, BO 304
Zeit: Di, 14-16 Uhr
Beginn: 18.04.2017

Sprechstunde: Nach Vereinbarung und nach der Veranstaltung.