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Klaus Mann sur Aragon

(1935)

[...]

Das Spaltungs-Erlebnis, die schizophrene Inspiration, zu der Julien Green sich mit so zivilisierter Nonchalance bekannte, wurde bei den Surrealisten zum lärmenden Programm, zum aufdringlich plakatierten Slogan. Diese Gruppe - die einzige, die von den mannigfachen Avantgarde-Bewegungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre übriggeblieben war - stand damals auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: Es waren einige der begabtesten Maler, Dichter und Literaten, die sich um André Breton, Initiator und Führer des Surrealismus, scharten, René Crevel gehörte zu ihrem Kreis. Durch ihn lernte ich die Surrealisten kennen.
Was freilich den "Meister" selbst - André Breton - betrifft, so blieb mein Verhältnis zu ihm ein kühles und distanziertes. "Führernaturen" stoßen mich eher ab, und Breton ist wohl eine, wenngleich er nur in geistiger Sphäre führen und verführen darf. Seine intellektuellen Kapricen und Intuitionen gelten der ihm ergebenen Clique als Offenbarung, oberstes Gesetz. Wer nur Anbeter um sich duldet, wird sich gerade den besten Köpfen unter seinen Freunden bald entfremdet finden. Und wirklich ist es eigentlich nur einer von der alten Surrealisten-Garde - Max Ernst, der Maler -, der heute noch dem tyrannisch launenhaften Breton die Treue hält. Die anderen, die gegen Ende der zwanziger Jahre zu den Säulen der "Bewegung" zählten und mit denen ich damals gelegentlich zusammentrat, sind alle abgefallen: der Dichter Paul Éluard [...]; Louis Aragon, in jener Zeit eine "literarische Hoffnung", um die man nur in eingeweihten Zirkeln wußte (wie siegesgewiß trug er den kleinen, leichten, edel geformten Kopf! Und seine Gebärden - wie jung er damals war! - hatten die mörderische Eleganz, die wir an Stierkämpfern bewundern...); der Romancier und Kritiker Philippe Soupault [...].

Klaus Mann, 1949 (1960, p. 231)



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