Kommentar |
Das Seminar befasst sich mit legitimer und illegitimer Gewalt in sozialen Ordnungsbildungen. Dieses Verhältnis unterliegt einem historischen Wandel, der einer recht eindeutigen Tendenz folgt: Die Ausübung körperlicher Gewalt gilt außerhalb spezieller Organisationen und Situationen zunehmend als illegitim (Beispiele wären etwa der Wandel der Strafpraktiken oder der Erziehungspraktiken). Doch diese Entwicklung gilt nur im Binnenbereich von Nationalstaaten (und dort auch nicht immer für alle Gruppen). In deren Außenbereich lässt sich keine zunehmende Begrenzung, sondern in bestimmten Hinsichten eine Entgrenzung von Gewalt beobachten. Führen moderne Staaten Kriege, bekämpfen sie nicht feindliche Armeen, sondern feindliche Bevölkerungen. Diese scheinbar gegenläufige Bewegung von Begrenzung und Entgrenzung körperlicher Gewalt begrifflich zu fassen ist das Ziel des Seminars.
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Literatur |
Collins, Randall (2008): Violence: A Micro-sociological Theory. Princeton.
Trotha, Trutz v.(1997): Soziologie der Gewalt, Sonderheft 37/1997 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Opladen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag
Baberowski, Jörg (2008): Gewalt verstehen, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, 5, H. 1, URL: http://www.zeithistorische-forschungen.de/1-2008/id=4400.
Mann, Michael (2004): The Dark Side of Democracy. Explaining Ethnic Cleansing. Cambridge University Press. |