Kommentar |
Der Säkularisierungsschub der 1960er Jahre führte in den meisten westlichen Gesellschaften zu einem Wertewandel, der mit einer als gleich konzipierten Geschlechterordnung, einem liberalen Sexualverständnis sowie der Ablehnung einer traditionsverankerten (und religiös legitimierten) Sexualmoral einherging. Diese Entwicklung steht im Hintergrund von Vorbehalten gegenüber dem Islam, der – so eine verbreitete Meinung – die Ungleichheit der Geschlechter unterstütze. Dabei ist auffällig, dass die gängige Wahrnehmung, der Islam sei frauenfeindlich und gewalttätig, bereits selbst ‚gegendert’ ist: Während muslimische Frauen in der Regel als Opfer religiös legitimierter Unterdrückung gelten, werden männliche Muslime eher als Täter gesehen, die auf der Basis von Gewalt legitimierenden Männlichkeitsnormen agieren, die ihrerseits als religiös fundiert gelten.
Im Seminar steht neben dem allgmeinen Verhältnis von Religon und Geschlechterordnung vor allem die Frage im Zentrum, wie das Verhältnis der Geschlechter im Prozess der Migration neu ausgehandelt wird, wie sich alte Ordnungen transformieren oder auch stabilisieren. |