Kommentar |
Das Seminar unternimmt den Versuch, die Notwendigkeit eines gesteuerten Systemumbaus - wenn ökologische Nachhaltigkeit erreicht werden soll - mit dem anti-herrschaftlichen Impuls vieler moderner Bewegungen zu konfrontieren und stellt die Frage, ob die Notwendig der Steuerung des „Naturverbrauchs" - zumindest in einem Denkmodell - mit den weit verbreiteten basisdemokratischen Impulsen und Dezentralisierungsmodellen im Management vereinbar ist mit. Zur Beantwortung dieser Frage greift das Seminar auf antike chinesische Motive des Taoismus ebenso zurück wie auf indianische Motive „demokratischer Führung", um zu erläutern, welche Form von Führung nötig ist, um die „Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation" zufriedenzustellen, ohne die Chancen künftiger Generationen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, zu beeinträchtigen. Es geht also nicht nur - wie bei den meisten Führungsmodellen innerhalb des Managements - um die /Art/ der Zielerreichung. Es geht ebenso um die Zielsetzung selbst - mindestens bei den Zwischenzielen für nachhaltige Gesellschaftsmodelle: (ökologische) Nachhaltigkeit selbst ist auf einem begrenzten Planeten mit einer wachsenden Bevölkerung nicht verhandelbar, sondern überlebensnotwendig. Das Seminar geht davon aus, dass Nachhaltigkeit nicht mit einem Wirtschaftsmodell möglich ist, das mit dem Zwang zu wirtschaftlichem Wachstum gleichzeitig dem Zwang zu steigendem „Naturverbrauch" unterliegt. Es lädt zum Nachdenken darüber ein, wie und unter welchen Bedingungen die Führungsetagen des kapitalistischen Systems selbst zu einem Umbau des Wirtschaftssystems hin zu einer langfristig ökologisch und sozial tragbaren Gesellschaftsform beitragen können. Vor dem Hintergrund der Theoriekonzeption von Pierre Bourdieu, der Einsichten von Boltanski und Chiaparelli über den „Neuen Geist des Kapitalismus", und der Elitenforschung von Leslie Sklair werden ethnologischer Texte über Führungsmodelle anderer Kulturen ebenso diskutiert wie Texten aus Managementdiskursen wie auch zivilgesellschaftlichen Diskursen. Alle diese Texte versuchen, das Spannungsverhältnis zwischen Bedürfnisbefriedigung und ökologischen Notwendigkeiten einerseits, und zwischen Steuerungsnotwendigkeiten und dezentralen bzw. demokratischen Ansprüchen andererseits, auf unterschiedliche Weise zu lösen. |