Kommentar |
Männer zeigen sich im Rock. Männer schminken sich. Männer tragen Handtaschen. Nicht nur auf internationalen Modenschauen sind Männer im Rock zu sehen. In der von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen Klassifikation der Krankheiten geraten Männer im Rock in die Nähe von ICD-10 F 64.1 (Dual-Role-Transvestism). Ihr Selbstkonzept ist ein anderes. Mit dem Crossdressing fordern sie eine Gleichberechtigung in der Mode ein. Männer, die sich nicht dem Crossdressing anschließen, machen Gebrauch von Schminke oder tragen Handtaschen - und erschließen sich so als feminin bezeichnete Weisen. Schließlich entdecken immer mehr Männer, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch sie selbst betrifft. Die steigende Zahl der Männer in Elternzeit ist hier ein Indiz. In unserem Lehrforschungsprojekt wollen wir untersuchen, ob die Moderne unter solchen Vorzeichen in eine androgyne Zukunft unterwegs ist - und ob die männliche Herrschaft bröckelt, von der Pierre Bourdieu in seinem bekannten Essay geschrieben hat. Die soziologische Theorie der Geschlechtskonstruktion wie von Stefan Hirschauer, Angelika Wetterer, Regine Gildemeister u.a. entwickelt wird, soll uns beim Verstehen des Rollenwandels von Männern weiterhelfen. |
Literatur |
Bourdieu, Pierre (1998), Die männliche Herrschaft, Frankfurt/M.; Hirschauer, Stefan (1993), Die soziale Konstruktion der Transsexualität. Über die Medizin und den Geschlechtswechsel, Frankfurt/M. ; Goffmann, Erving (1994), Interaktion und Geschlecht, Frankfurt/M.; Heintz,, Bettina (2001), Geschlecht als Unordnungsprinzip. Entwicklung und Perspektiven der Geschlechtersoziologie, Opladen.; Kessler, Suzanne J./Wendy McKenna (1978), Gender. An Ethnomethodological Approach, New York; Wetterer, Angelika (Hg.) (2008), Geschlechterwissen und soziale Praxis: theoretische Zugänge - empirische Erträge, Königstein/Taunus. |