Kommentar |
Alfred Lorenzer ist etwas aus der soziologischen Perspektive geraten. Der Psychoanalytiker hat seine Hochzeit in dern 1970er und 1980er Jahren. Für die Soziologie sind seine Arbeiten von Inte-resse, weil er soziologisches Denken, dem Zeitgeist entsprechend am Historischen Materialismus orientiert, in die Interpretation der Freudschen Psychoanalyse gebracht hat. Er formulierte damit einen Gegenpol zur Ich-Psychologie Heinz Hartmanns, welche von genetischen Potentialen `ge-sunder´ Ich-Funktionen ausging, die sich in einer „konfliktfreien Ich-Sphäre” entwickeln könnten. Gegen diese Annahme angeborener Ich-Leistungen setzt Lorenzer seinen Begriff der Interaktions-form, der überraschende Berührungspunkte mit Bourdieus Habitustheorie ausweist. Insbesondere in einem frühen Text Bourdieus - "Grundlagen einer Theorie der symbolischen Gewalt " mit J.C. Passeron - zeigen sich darüber hinaus Elemente einer Kommunikationstheorie der habituellen Entwicklung, die einerseits für das Verständis des Habitus nach Bourdieu relevant ist, und ande-rerseits eine weitere Brücke zum Ansatz von Lorenzer bildet, die zu wichtigen entwicklungpsycho-logischen Konkretionen der Habitustheorie beitragen kann. |