Kommentar |
(Bad) Sassendorf profilierte sich als Bade- und späterer Kurort besonders über das „Kinderbaden“. Nach der ersten Gründung einer evangelischen Kinderheilanstalt 1877 folgten im 20. Jahrhundert weitere konfessionelle (katholisch, jüdisch) und berufsgenossenschaftliche Einrichtungen (Harpener Bergbau AG, Deutschnat. Handlungsgehilfenverband). Zielgruppe der Kureinrichtungen waren anfangs „skrofulöse“ Kinder, die an einer tuberkuloseähnlichen Krankheit litten, welche durch das Baden in Sole kuriert werden sollte. Das Behandlungsspektrum erweiterte sich zunehmend, konzentrierte sich aber auf Kinder aus unteren und mittleren sozialen Schichten. Das Badeerlebnis, die sozialen und kulturellen Praktiken in den Heimen, sind bisher noch weitgehend unerforscht.
In der Lehrveranstaltung soll diese Lücke durch Zeitzeugenbefragungen geschlossen werden, die sich besonders auf den Zeitraum ab 1950 konzentrieren. Methodisch erhalten die Studierenden eine theoretische Einführung in den Komplex der Oral History, die während des Semester im Feld erprobt werden soll. Das Projekt reiht sich ein in vergleichbare Studien zur Heimerziehung in der Nachkriegszeit; eine weitere wissenschaftliche Bearbeitung ist geplant. |
Literatur |
Matthias Frölich (Hg.), Quellen zur Geschichte der Heimerziehung in Westfalen 1945–1980 (Forschungen zur Regionalgeschichte 66), Paderborn u.a. 2011; Bernhard Jungnitz, „Verhindern, daß die heranwachsende Jugend der städtischen und Industriebevölkerung… dauernden Schaden an ihrer Gesundheit erleidet“. Kindererholungskuren auf den Nordseeinseln am Beispiel des Kreises Unna, in: Westfälische Forschungen 64 (2014), S. 159–189; Peter Kracht, Sassendorf. Vom Sälzerdorf zum Heilbad, Münster 2009; Julia Obertreis (Hg.), Oral History (Basistexte Geschichte 8), Stuttgart 2012. |
Bemerkung |
Aufgrund des Praxischarakters ist die Teilnehmerzahl auf 15 begrenzt, Anmeldungen bis zum 13.10.2017 per Mail an lena.krull@uni-muenster.de.
Bitte beachten: Am 3.11. und 12.1. findet das Seminar in den Westfälischen Salzwelten statt (An der Rosenau 2, 59505 Bad Sassendorf), am 17.11. im LWL-Archivamt (Jahnstr. 26, 48147 Münster) und am 15.12. im Institut für vergleichende Städtegeschichte (Königsstr. 46, 48143 Münster). |