Description |
Inhaltliche Schwerpunkte: Die historische Betrachtung des Alten Testaments seit der frühen Neuzeit erbrachte die Einsicht, dass es sich um eine Sammlung vorchristlicher Heiliger Schriften handelt, die nicht im Sinne der traditionellen christlichen Sicht als Vorankündigung und bruchlose Vorbereitung der Selbsterschließung Gottes in Jesus Christus gelesen werden können; die frühchristlichen Weissagungsbeweise, die das Neue Testament durchziehen, sind durch die historische Kritik unhintergehbar widerlegt. Damit stellt sich die Frage der christlichen Hermeneutik des Alten Testaments auf vollkommen neue Weise. Im Blick auf den historisch-religionsgeschichtlichen Abstand zwischen Altem und Neuem Testament wird in der neuzeitlich-modernen Theologie von prominenter Seite bestritten, dass das Alte Testament ein dem Neuen gleichrangiger Teil der christlichen Bibel sein könne (vgl. v.a. Schleiermacher, von Harnack, Hirsch) – eine Position, die jüngst durch den Berliner Systematiker Notger Slenczka erneuert wurde.
Im alttestamentlich-systematisch-theologischen Hauptseminar soll nachgezeichnet werden, auf welchen Wegen die Hermeneutik des Alten Testaments im Gefolge der historischen Kritik fundamental neubestimmt wurde; Positionen, die den kanonischen Rang des Alten Testaments gegenüber dem Neuen herabstufen, sollen in ihrer Logik nachgezeichnet werden, und es soll gefragt werden, wie im Kontext einer modernen christlichen Theologie, die die historische Betrachtungsweise bejaht und nicht ausblendet, ein verantwortbarer Umgang mit dem Alten Testament aussehen kann. Anhand der Auslegung alttestamentlicher Beispieltexte, die die historisch-religionsgeschichtliche Abständigkeit des Alten Testaments veranschaulichen (u.a. aus den „Rachepsalmen“), sollen mögliche Antworten auf diese Frage profiliert werden. |
Literature |
Einführende Literatur: Emanuel Hirsch, Das Alte Testament und die Predigt des Evangeliums, Tübingen 1936; Christoph Levin, Das Alte Testament und die Predigt des Evangeliums, in: Ders., Verheißung und Rechtfertigung. Gesammelte Studien zum Alten Testament II, BZAW 431, Berlin / New York 2013, 322-339.
Voraussetzungen: Hebraicum, AT-Bibelkunde, AT-Proseminar, ST-Proseminar
Leistungsnachweis: benoteter Hauptseminarschein nach AT- oder ST-Hausarbeit |