Kommentar |
Migrationen sind nicht nur ein politisches und gesellschaftliches Problem der Gegenwart; auch die Geschichte der Vormoderne, namentlich des Mittelalters, war von unterschiedlichen Wanderungsbewegungen geprägt. In der aktuellen Geschichtswissenschaft bilden Migrationen neben der Imperiengeschichte und der Erforschung von Handelsbeziehungen eines der Hauptforschungsgebiete der neuen Globalgeschichte. Vor dem Hintergrund aktueller Diskussion in der Öffentlichkeit ist es bemerkenswert, daß Migrationen im Mittelalter keineswegs als ungewöhnlich angesehen wurden; vielmehr ging man davon aus, daß die meisten „Völker“ im Laufe ihrer Geschichte aus- bzw. eingewandert waren; Migrationen waren also eine Grundkonstante der Erinnerung und der Wahrnehmung. Das Hauptseminar behandelt ausgewählte Fallbeispiele, ausgehend von der sogenannten Völkerwanderung der Spätantike über die Wanderungen und Raubzüge der Wikinger und Normannen, die Entstehung und Entfaltung der jüdischen Diaspora bis hin zu Migrationsphänomenen im Umfeld der frühen islamischen Expansion sowie der Etablierung slawischer Siedlungsformen in Mittel- und Osteuropa. |
Literatur |
Borgolte, Michael (ed.), Migrationen im Mittelalter: ein Handbuch, Berlin 2014. Borgolte, Michael / Dücker, Julia / Müllerburg, Marcel / Predatsch, Paul / Schneidmüller, Bernd (eds.), Europa im Geflecht der Welt. Mittelalterliche Migrationen in globalen Bezügen, Berlin 2012. Borgolte, Michael, Migrationen als transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Europa. Ein neuer Pflug für alte Forschungsfelder, Historische Zeitschrift 289 (2009) 261-286. |