Kommentar |
In der neueren soziologischen Gewaltforschung wird das altehrwürdige Modell des "zweckrationalen Handelns" einer harten Kritik unterzogen. Welchen Zweck ein jeweiliger Täter verfolgt hat oder ob das Mittel, dass er/sie für sein/ihr Tun eingesetzt hat, auch angemessen war, scheint demnach nicht nur eine Fragerichtung zu sein, mit der sich Gerichte und die öffentliche Berichterstattung befassen. Folgt man den prominenteren Autoren dieser neueren Ge-waltforschung, dann schreibt auch die Theorie des Handelns diese den Blick verstellende Perspektive letztendlich fort. Eigendynamik, körperliches Empfinden (Leid, Schmerz), Sprachlosigkeit bzw. Verlegenheit im Angesicht einzelner Ereignisse gelten darum als Sachverhalte "irrationaler" Art am Rande des Sozialen (oder als Spezialfälle kybernetischer Theoriebildung). Das einführende Seminar setzt sich im Kern mit dieser Kritik auseinander. Dabei geht es nicht nur um unterschiedliche Gewaltbegriffe. Es geht auch über den genannten Einwand hinaus, als die angemahnten äußerlichen Tatsachenfeststellungen bei weitem nicht Sache der "Gewalt" an sich sind (sondern z.B. auch für Gespräche gelten können). |