Description |
: Die Vorlesung bietet eine Einführung in das Studium der alttestamentlichen Textgeschichte. Sie stellt die verschiedenen Textzeugen (Handschriften vom Toten Meer, Handschriften der griechischen Bibel, mittelalterliche Kodices etc.) und Texttraditionen (Masoretischer Text, Septuaginta, Samaritanus, Peschitta etc.) vor und zeichnet sie in ihre historischen Kontexte ein. Besonderes Augenmerk liegt auf den kleineren und größeren Divergenzen, die in der Textüberlieferung zu beobachten sind. Die nach wie vor verbreitete Vorstellung, es habe den einen feststehenden Bibeltext gegeben, wird durch den Vergleich der Texttraditionen widerlegt. Der Schwerpunkt der Vorlesung gilt der Frage, auf welche Weise die antiken Schreiber die überlieferten biblischen Texte im Laufe der Zeit verändert haben. Anhand von Beispielen wird gezeigt, dass nicht nur mit kleineren und größeren Ergänzungen zu rechnen ist, sondern auch mit Auslassungen, Ersetzungen, Textumstellungen und paraphrasierenden Neuformulierungen. Ausgehend von der Annahme, dass sich in der Geschichte des Textes die letzten Ausläufer der Entstehungsgeschichte der alttestamentlichen Schriften niedergeschlagen haben, lassen sich Rückschlüsse auf ältere literaturgeschichtliche Entwicklungsstadien ziehen. Durch die wissenschaftliche Beschreibung der in der Textgeschichte greifbaren Prozesse kann die klassische Methodik der alttestamentlichen Literar- und Redaktionskritik auf eine neue Grundlage gestellt werden. |
Literature |
Einführende Literatur:
Müller, Reinhard / Pakkala, Juha / ter Haar Romeny, Bas, Evidence of Editing. Growth and Change of Texts in the Hebrew Bible, SBLRBS 75, Atlanta 2014.
Tov, Emanuel, Textual Criticism of the Hebrew Bible, 3. Aufl., Minneapolis 2012.
Wellhausen, Julius, Der Text der Bücher Samuelis, Göttingen 1871. |