Kommentar |
Seit dem Aufschwung der postcolonial studies ist das Interesse der Forschung für Imperien gewachsen, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln analysiert werden: Unter dem Aspekt des Verhältnisses von Zentren und Peripherien, der imperialen Eliten, der imperialen Ressourcen oder auch der imperialen „Mission“. Diesen neueren Ansätzen steht die traditionelle Reichsgeschichte gegenüber, die zu den etablierten Kerngebieten der deutschen Mediävistik zählt. Die Ergebnisse der älteren Reichsgeschichte können heute mit den Postulaten neuerer Ansätze konfrontiert werden und erscheinen so in einem ganz anderen Licht: Das römisch-deutsche Kaisertum kann nicht nur mit dem byzantinischen Reich verglichen werden, sondern auch mit anderen regionalen Kaisertiteln, die nicht auf Rom bezogen waren (etwa bei den Angelsachsen und in Spanien); das Interesse der Forschung richtet sich aber auch auf den außereuropäischen Bereich, wo nicht nur das islamische Kalifat in den Blick genommen wird (zeitweise gab es drei rivalisierende Kalifate, die auch mit christlichen Imperien konkurrierten), sondern auch das chinesische Kaisertum, manchmal ergänzt um andere ostasiatische Kaisertümer wie in Japan. Nicht zuletzt findet auch das mongolische Weltreich Berücksichtigung, das – neben dem byzantinischen Kaisertum – eine Legitimationsquelle für das Moskauer Imperium des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit darstellte. Das Seminar thematisiert unterschiedliche Kaisertümer und berücksichtigt dabei insbesondere die Frage der möglichen Vergleichbarkeit. |
Literatur |
Literatur: Gehler, Michael (ed.), Imperien und Reiche in der Weltgeschichte. Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche, I: Imperien des Altertums, mittelalterliche und frühneuzeitliche Imperien, Wiesbaden 2014; Drews, Wolfram, Antje Flüchter u.a., Monarchische Herrschaftsformen der Vormoderne in transkultureller Perspektive (Europa im Mittelalter. Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik 26), Berlin 2015; Drews, Wolfram, Imperiale Herrschaft an der Peripherie? Hegemonialstreben und politische Konkurrenz zwischen christlichen und islamischen Herrschern im früh- und hochmittelalterlichen ‛Westen’, Frühmittelalterliche Studien 46 (2012), 1-3; Höfert, Almut, Kaisertum und Kalifat. Der imperiale Monotheismus im Früh- und Hochmittelalter (Globalgeschichte 21), Frankfurt/M. 2015 |