Kommentar |
Die Sozialwissenschaften und sozialwissenschaftliches Wissen sind ein prägender Bestandteil von Gesellschaft. Wissenschaftsexterne Bereiche (Politik, Ökonomie, Massenmedien u.a.) nehmen unabweisbar in einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft auf sozialwissenschaftliches Wissen Bezug. Während die Sozialwissenschaften das Wissen über das Soziale monopolisiert haben, sind sie gleichwohl nicht unabhängig von politischen, ökonomischen oder massenmedialen Einflüssen zu verstehen. Sozialwissenschaften müssen daher auch Objekt von Sozialforschung werden – hier potenziert sich dann der reflexive Bezug, der schon zwischen der Wissenschaft und ihrem Gegenstand herrscht. Die Wissenschaftssoziologie der Sozialwissenschaften stellt sich die soziologische Erforschung der Wissenschaft und ihrer Bedeutung für die Gesellschaft als Aufgabe. Darunter fallen Untersuchungen über die Institutionen und das Handeln von WissenschaftlerInnen sowie die Analyse sozialer Grundlagen des wissenschaftlichen Wissens und dessen Effekte.
Das Lehrforschungsprojekt bietet neben einer systematischen Einführung auch die Erprobung von zentralen Methoden und Techniken der empirischen "Sozialwissenschaftsforschung" und damit in Verbindung stehenden theoretisch-methodologischen Ansätzen (sowohl qualitative wie standardisiert, z.B. Surveys, Interviews, teilnehmende Beobachtung, Fallstudien, historische Methoden, Netzwerkanalysen, Inhaltsanalysen, hermeneutische Interpretation). Die konkrete thematische Ausrichtung der Einzelprojekte soll in den ersten Wochen anhand von Diskussionen über einschlägige Theorie- und Forschungsansätze zur Soziologie der Sozialwissenschaften gemeinsam erarbeitet werden. Die Einzelprojekte können sich entsprechend von Ethnographien über soziologisches Arbeiten, hermeneutischen Analysen massenmedilaer Darstellungen der Sozialwissenschaften hin zu Sekundäranalysen von Befragungen erstrecken. |