Inhalt
Kommentar |
Die Entdeckung von 'Gesellschaft' als Inbegriff einer Welt, die imstande ist, das Leben von Menschen über deren Zugehörigkeit zu sozialen Ständen, Klassen und Schichten zu regulieren und darüber soziale Ungleichheiten zu produzieren, gehört ins 19. Jahrhundert. Die Entstehungsgeschichte der Soziologie verdankt sich in vielerlei Hinsicht der Geschichte dieser Entdeckung. Wissen, Glauben, Lebensstile, Körpertechniken - all dies wurde und wird seitdem auf 'Gesellschaft' bezogen, ja sogar darauf zurückgeführt ('Sozialstruktur'). Seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts jedoch beginnt man in der Soziologie verstärkt damit, die Sache herumzudrehen. Seitdem greift die Vermutung um sich: Nicht die Gesellschaft ist die Grundlage von Kultur, sondern die Gesellschaft besitzt in der Kultur ihre sinnhaft verfassten Grundlagen, die ihrerseits dafür verantwortlich sind, wie sich Menschen zueinander 'gesellen' (Milieus). Die Vorlesung stellt die historischen Etappen und theoretischen Ressourcen dieser Entwicklung vor.
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Literatur |
Literatur: Karl-Siegbert Rehberg (2014), Kultur oder Soziologie? Anmerkungen zu einer Streitfrage in der deutschen Soziologie. In: Stephan Moebius/Clemens Albrecht (Hrsg.), Kultur-Soziologie. Klassische Texte der neueren deutschen Kultursoziologie, Wiesbaden, S. 367-396
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