Kommentar |
Erinnerungsorte sind in aller Munde: Ausgehend von der Begriffssetzung des „lieu de mémoire“ durch Pierre Nora wurden französische, deutsche und europäische Erinnerungsorte ebenso von den Historikern identifiziert wie jene der Antike. Erinnerungsorte können dabei geografischer Natur sein, sie können historische Ereignisse oder Personen sein und abstrakte Gegenstände bzw. Symbole. Gemeinsam ist ihnen, dass sich in ihnen das kollektive Gedächtnis einer Gruppe manifestiert. In der Moderne ist diese Bezugsgruppe meist die „Nation“ – doch das muss nicht zwangsläufig der Fall sein. Denn auch Regionen wie Westfalen können eine eigene Identität und die dazugehörigen Erinnerungsorte besitzen, z.B. das Westfalenross, die „rote Erde“, die Porta Westfalica, die Provinz Westfalen oder Arminius und Widukind. Das gilt nicht nur für Westfalen selbst, sondern auch für kleinere Teilregionen wie das Münsterland (Kiepenkerl), Lippe (Fürstin Pauline) oder das (westfälische) Ruhrgebiet (Steigerlied).
Ziel der Lehrveranstaltung ist, diesen und anderen westfälischen Erinnerungsorten forschend von ihrer Entstehung (häufig im 19. Jahrhundert) bis in die Gegenwart nachzuspüren. Die Ergebnisse sollen 2016 in Form eines Sammelbandes veröffentlicht werden. Erwartet wird die Bereitschaft zur fundierten Aufarbeitung eines solchen Erinnerungsortes in Form einer gut lesbaren schriftlichen Darstellung. Freude am kreativen, aber dennoch wissenschaftlichen Schreiben und der redaktionellen Arbeit mit Texten ist daher von Vorteil. Eine Teilnahme am ersten Teil des Projekts (SS 2015) ist keine Voraussetzung für den Besuch. |
Literatur |
Literatur: Karl Ditt, Was ist „westfälisch“? Zur Geschichte eines Stereotyps, in: Westfälische Forschungen 52 (2002), S. 45-94; Étienne François/Hagen Schulze (Hrsg.), Deutsche Erinnerungsorte, 3 Bde., München 2008; Thomas Küster, „Regionale Identität“ als Forschungsproblem. Konzepte und Methoden im Kontext der moderneren Landesgeschichte, in: Westfälische Forschungen 52 (2002), S. 1-44; Peter Johanek, Auf der Suche nach Westfalen. Wandlungen im Bild einer historischen Landschaft, Münster 1995. |