Kommentar |
Der französische Schriftsteller und Politiker André Malraux schrieb: „Das 21. Jahrhundert wird religiös sein, oder es findet nicht statt.“ In der Tat scheint es so, als erobere der Diskurs über die Religion den öffentlichen Raum. Dies bemerken wir gerade hierzulande, wenn Ersatzdebatten wie die Debatte um das Kopftuch oder die Beschneidung geführt werden, die über die zu bewältigenden Herausforderungen, die eine pluralistische Gesellschaft an den Einzelnen stellt, hinwegtäuschen.
Gleichzeitig berühren sie fundamental die Frage der Identität von Muslimen, die sich daran gewöhnen müssen, nicht länger lediglich Objekt eines Diskurses zu sein. Nicht nur hierzulande, sondern weltweit eröffnen sich Fragen, die Muslime vor Herausforderungen stellen, beispielsweise in Diskursen über das Verhältnis von Religion und Gesellschaft, Nation und Gemeinschaft, über Säkularismus und Sakralisierung, über eine innerislamische Ökumene und über Lesarten und Zugänge zu den islamischen Quellen. Wie sehen diese Diskurse aus? Wer sind die Akteure und was sind ihre Ideen?
Im Rahmen der interdisziplinären Ringvorlesung des ZIT Münster werden die Akteure und ihre Ideen, die diese Diskurse gestalten, vorgestellt. Hierbei wird die erforderliche Interdisziplinarität zu Tage treten, die eine Darstellung von zeitgenössischen islamischen Diskursen weltweit mit sich bringt. Ziel ist der Versuch eines Überblicks über exemplarische Diskurse des 20. Und begonnenen 21. Jahrhunderts unter Muslimen, mit Muslimen und über den Islam. |