Gut ausgeprägte motorische Fähigkeiten sind nicht nur eine wichtige Voraussetzung für das Erlernen neuer sportlicher Bewegungen, sondern auch für das erfolgreiche „Meistern“ des Alltags. Obwohl Entwicklungsprozesse auf allen Ebenen nicht auf das Kindesalter beschränkt sind, so gilt diese Zeitspanne nach wie vor als das „goldene Zeitalter“ der Entwicklung. In diesem Lebensabschnitt werden Erfahrungen gemacht, die ein Leben lang bedeutsam sind und in folgenden Phasen nur wesentlich schwerer zu erlernen sind. Kinder und Jugendliche wachsen heutzutage allerdings in einer anderen Umgebung auf als noch vor 30 Jahren. Gründe dafür sind aus soziologischer Sicht zum einen Veränderungen der materialen Umwelt (Stadt/Land), der familiären und sozialen Umwelt sowie der elterlichen Erziehungseinstellungen und auch der wirtschaftlichen Gegebenheiten der Familie. Diese veränderte Lebenswirklichkeit führt vielfach zu einer Bewegungsarmut der Heranwachsenden. Die Folgen dieses Bewegungsmangels sind häufig motorische und psychosoziale Defizite, eine ungenügende Fitness oder Übergewicht sowie damit assoziierte Risikofaktoren (z.B. Fehlernährung und Konsum psychoaktiver Substanzen) für die Entstehung koronarer, metabolischer und orthopädischer Erkrankungen. Aber auch mangelnde schulische Leistungen werden mit dem Bewegungsmangel in Verbidnung gebracht. Sowohl in den Medien als auch in der Wissenschaft und Politik wurde in den letzten Jahren der Eindruck vermittelt, dass sich immer mehr Kinder und Jugendliche zunehmend weniger bewegen und erhebliche motorische Defizite aufweisen. Aber handelt es sich hierbei wirklich um ein spezifisches Phänomen der letzten Jahre?
Im Seminar sollen zunächst die Kennzeichen der motorischen Entwicklung von Kindern vorgestellt und untersucht werden, welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zur vielfach konstatierten Abnahme der motorischen Leistungsfähigkeit und Zunahme körperlicher Auffälligkeiten beitragen können. Danach werden grundlegende Tests zur Diagnose motorischer Defizite in der Praxis vorgestellt und diskutiert.
Die Studierenden sollen dann in einer Praxisphase selber motorische Tests durchführen (Einzeltermine zwischen 17.08 und 02.10.15). Die gewonnenen Daten werden dann im Seminar bewertet und abschließend Projekte entwickelt, die auf eine individuelle Förderung der einzelnen Schüler abzielen. Dazu werden verschiedene Ansatzpunkte und Methoden vorgestellt, wie zum einen Schüler mit motorischen Defiziten der Zugang zum Sport mit Hilfe verschiedener Konzepte (Körpererfahrung, Erlebnispädagogik, Abenteuer Turnen etc.) aufgezeigt werden kann und grundlegende Kompetenzen spielerisch vermittelt werden können. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit mit Hilfe einer bewegungsfreudigen Schulentwicklung im Rahmen des Konzeptes "gesunden Schule" ein sinnvoller Beitrag zur bewegungsorientierten Gesundheitsförderung geleistet werden kann. Dazu wird es zu Beginn des WS einen weiteren Blocktermin geben. (01.11.15 von 9-17 Uhr).
Im ersten Teil des Seminars werden die theoretischen Grundlagen gelegt und Testverfahren erläutert sowie erprobt. In einem abschließenden Praxisteil werden dann gemeinsam konkrete Konzepte für eine Bewegungsförderung in der Schule erarbeitet und auf ihre Umsetzung erprobt. Im dazugehörigen Berufsfeldpraktikum werden konkrete Testungen an den münsteraner Grundschulen (2. bis 4. Klasse) durchgeführt.
Mit den Testungen an den Grundschulen (zwischen 17.08 und 02.10.15), die in Kooperation mit der Bezirksregierung, dem Stadtsportbund und Vereinen durchgeführt werden, kann das Berufsfeldpraktikum (150 Stunden) an einer dieser Institutionen absolviert werden. |