Im Selbstbild moderner Gesellschaften steht das Individuum im Zentrum. Individualisierung, Selbstbestimmung und Rationalität gelten als zentrale Merkmale der Moderne. Kategorien wie Herkunft, Ethnie oder kulturelle Identität erscheinen als Relikte aus der Vormoderne, die im Laufe des Modernisierungsprozesses ihre Bedeutung verlieren.
Im Widerspruch dazu spielen in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion über die „multikulturelle Gesellschaft“ und Migrationspolitik ethnische Herkunft und kulturelle Identität eine zunehmende Rolle. „Ethnizität“ ist seit einiger Zeit zum zentralen Konzept der soziologischen Analyse geworden, wobei offenbar gerade die Unschärfe und Vieldeutigkeit dieses Begriffs seine Konjunktur befördert hat. Es gibt bis heute viele Unklarheiten bei der Begriffsbestimmung und ein unübersichtliches Nebeneinander verschiedener Definitionen.
Ziel des Seminars ist es daher, das soziologische Konzept „Ethnizität“ begrifflich zu präzisieren, die verschiedenen theoretischen Kontexte, in denen es Verwendung findet, zu klären sowie seinen analytischen Wert im Kontext von Migration zu diskutieren. |