Kommentar |
Bekannte Massively Multiplayer Online Role-Playing Games (MMORPG) wie World of Warcraft oder Guild Wars 2 bilden eine Klasse technisch anspruchsvoller Anwendungen. Sie werden auch Real-Time Online Interactive Applications (ROIAs) genannt und zeichnen sich besonders durch eine große Anzahl von Nutzern aus, die in Echtzeit miteinander interagieren. Dadurch stellen ROIAs dynamische, vom aktuellen Anwendungszustand abhängige Anforderungen an das Netzwerk. Mit traditionellen Netzwerktechniken ist es meist nicht oder nur unzureichend möglich, diesen Anforderungen gerecht zu werden. In den letzten Jahren hat mit dem Software-Defined Networking (SDN) eine neue Netzwerkarchitektur an Bedeutung gewonnen. Diese ermöglicht eine umfangreiche Beeinflussung des Netzwerks, indem sie die Kontrolllogik von der Datenweiterleitung entkoppelt und aus der Netzwerkhardware in eine Software, den sogenannten Controller, verlagert. Das Netzwerk wird somit „programmierbar“ und kann an die dynamischen Anforderungen der Anwendungen angepasst werden.
Das an der Universität Münster entwickelte Real-Time Framework (RTF) unterstützt Entwickler bei der Implementierung von ROIAs, indem es u.a. verschiedene Modelle der Verteilung einer Anwendung bereitstellt. Das Netzwerk wurde vom RTF dabei auf einer „best-effort“ Basis genutzt, ohne die Möglichkeit einer direkten Beeinflussung. Innerhalb des von der Europäischen Union finanzierten Projekt OFERTIE wird derzeit untersucht, wie die SDN-Technologie zur Umsetzung der dynamischen Anforderungen von ROIAs an das Netzwerk genutzt werden kann.
Im Rahmen des Projektseminars soll die RTF-Bibliothek um neue Komponenten und Funktionalitäten erweitert werden, um die Vorteile des SDN in ROIAs zu nutzen. So soll u.a. eine Komponente spezifiziert und entwickelt werden, die Anwendungsmetriken aus dem aktuellen Anwendungszustand einer ROIA ableiten und in Netzwerkmetriken übersetzen kann. Mithilfe dieser Netzwerkmetriken kann das Netzwerk pro-aktiv an die Anforderungen der entsprechenden ROIA angepasst werden. |