Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass unser Körper eine Möglichkeitsbedingung unsers Handelns ist. Erst durch unseren Körper werden wir dazu befähigt, Raum und Zeit zu erfahren (z.B. fühlbare und sichtbare Nähe, Distanz und Ferne), was z. B. Alfred Schütz zu der Einsicht führt, den Körper als "Nullpunkt des Koordinatensystems der Lebenswelt" zu bezeichnen. Andererseits ist der Körper aber auch "Objekt des Handelns": Basale Lernprozesse in der primären Sozialisation zielen auf den Körper - er ist, in den Worten Pierre Bourdieus, eine "Gedächtnisstütze" und, nach Michel Foucault, ein "Objekt von Disziplinierung". Im Seminar wollen wir diese beiden grundlegenden Sichtweisen auf den Körper in Verbindung bringen: Der Titel Leib und Symbol verweist jenseits von Dualismen und dem Primat biologischer Auffassungen auf Möglichkeiten den Körper als Sozialisationsinstanz, als Handlungsinstanz und ihn im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Institutionalisierung zu begreifen (z.B. in der Religion oder Politik, in Tanz, Theater oder in der Medizin). Im Seminar werden daher folgende Schwerpunkte gelegt: Die Bedeutung des Körpers für die Identitätsentwicklung und die Sozialisation; die Bedeutung des Körpers für die Kommunikation; die Bedeutung des Körpers für Gesellschaftsstruktur und soziale Differenzierung. Aufbauend auf phänomenologischen, philosophisch-anthropologischen und pragmatistischen Grundlagen werden wir klassische und zeitgenössische soziologische Ansätze diskutieren, mit denen diese drei Schwerpunkte erörtert werden können. |