IfK beteiligt sich an Erforschung verdeckter Propaganda-Angriffe über Online-Medien

(21.03.2016) In den Social Media sowie Foren journalistischer Formate finden oft kontroverse Diskussionen zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen statt. Die gerechtfertigte Anonymität der NutzerInnen eröffnet jedoch zugleich die Möglichkeit zur massiven Manipulation des öffentlichen Meinungsbildes mittels von Fake-Profilen – also gezielter, teilweiser automatisierter Propaganda. Unter dem Namen PropStop erforscht ein Konsortium unter Beteiligung von Prof. Dr. Thorsten Quandt vom Institut für Kommunikationswissenschaft der WWU Münster von Mai 2016 bis April 2019 die Inhalte ausgewählter Online-Dienste, um verdeckte Meinungsverzerrungen, Mechanismen sowie Muster aufzudecken und vorzubeugen.

21.03.2016

Als sogenannte Propaganda-Bots oder Social-Bots bezeichnete halb- bis vollautomatische Systeme nutzen den leichten technischen Zugang zu sozialen Medien, um bestimmte Meinungsbilder verdeckt zu verbreiten und in der öffentlichen Wahrnehmung einseitig zu stärken. Dazu werden ausgereifte künstliche Profile angelegt, vermeintliche Diskussionen untereinander generiert oder reale Meinungsäußerungen unterwandert und unerwünschte Kritiken unterdrückt. Das auf diese Weise verzerrte Bild einer Netz-Öffentlichkeit beeinflusst wiederum gesellschaftliche Debatten und kann sich ebenfalls auf die mediale Berichterstattung auswirken, so dass ein erheblicher gesellschaftlicher Schaden entsteht.

Um verdeckte, automatisch erzeugte Propaganda-Angriffe auf die öffentliche Meinung effektiv zu bekämpfen, soll im Projekt PropStop erstmals durch den Zusammenschluss aus WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen eine technische Infrastruktur zur Beurteilung der Propaganda-Mechanismen im Netz entwickelt werden. Dazu werden u.a. öffentliche Meinungsäußerungen samt technischer Metadaten auf übergreifende und wiederkehrende semantische sowie technische Muster untersucht. Neben echtzeitfähigen Analysen sollen auch Simulationen von Szenarien der Propaganda-Erzeugung zur Verfahrensoptimierung eingesetzt werden. Genutzt wird die Expertise aus Kommunikationswissenschaft, IT-Sicherheitsforschung, Statistik, Journalismus sowie Unternehmen für IT-Sicherheit und Datenschutz. Unter der Koordination des Lehrstuhls Wirtschaftsinformatik und Statistik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sind als Partner das Münsteraner Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK), das Institut für Systemsicherheit der Technischen Universität Braunschweig, Spiegel Online, Süddeutsche.de/jetzt.de sowie die Pallas GmbH am Verbundprojekt beteiligt. Ausgestattet wird das interdisziplinäre Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Mio. Euro.

Am Institut für Kommunikationswissenschaft sind im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts PropStop „Erkennung, Nachweis und Bekämpfung verdeckter Propaganda-Angriffe über Online-Medien“ insgesamt vier wissenschaftliche Stellen (zwei 2/3 sowie zwei für Postdocs in Vollzeit mit Schwerpunkt Befragungsmethoden oder Schwerpunkt Inhalts-/Textanalyse) ausgeschrieben. Bewerbungsfrist ist jeweils der 1. April 2016. Weitere Details finden sich auch auf der IfK-Homepage sowie unter Mitarbeit am IfK.

Ansprechpartnerin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Magdalena Bollmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Telefon: +49 251 83-24653
Telefax: +49 251 83-21310 (Geschäftszimmer IfK)

Inhaltliche Rückfragen an:
Prof. Dr. Thorsten Quandt
Professur für Kommunikationswissenschaft
Schwerpunkt Online-Kommunikation
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