Wintersemester 2010/11


Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger


Hauptseminar II: Ehe und Familie im Zeitalter der Reformation

Raum & Zeit: Mo 14:00-16:00 Uhr
Beginn: siehe Ausgang
Die Reformation war nicht nur eine religiöse Bewegung – sie hatte Konsequenzen für fast alle Bereiche des Alltagslebens. Das gilt nicht zuletzt auch für das Verhältnis der Geschlechter zueinander, für Ehe und Familie. Martin Luther predigte ein neues Ideal des ehelichen Lebens und wertete den Ehestand gegenüber ehelosen Lebensformen grundsätzlich auf. Städtische Bordelle wurden geschlossen; viele Klöster aufgelöst; neue Ehe- und Sittengesetze erlassen. Die Abschaffung des Pflichtzölibats führte zur Entstehung des evangelischen Pfarrhauses als eines neuen bürgerlichen Familienmodells. Im Seminar soll der Frage nachgegangen werden, wie Theologie, Frömmigkeit und Glaubenspraxis der Reformation mit diesen politik- und sozialgeschichtlichen Phänomenen zusammenhängen.
Im Vordergrund des Seminars steht die gemeinsame Quellenlektüre und -diskussion; ergänzend sollen Kurzreferate gehalten werden. Persönliche Anmeldung in einer der Feriensprechstunden wird erwartet.
Erste Literaturhinweise: Berndt Hamm, Einheit und Vielfalt der Reformation – oder: was die Reformation zur Reformation machte, in: ders./Bernd Moeller/DorotheaWendebourg (Hrsg.), Reformationstheorien. Ein kirchenhistorischer Disput über Einheit und Vielfalt der Reformation, Göttingen 1995, S.57-127; Ulinka Rublack, Die Reformation in Europa, Frankfurt a.M. 2003; Lyndal Roper, Das fromme Haus. Frauen und Moral in der Reformation, Frankfurt a.M. u.a. 1995.


Kolloquium: Forum Gesellschaftliche Symbolik
(zusammen mit Prof. Dr. Gerd Althoff und Prof. Dr. Nikolaus Staubach)
Raum & Zeit: Mi 18-20
Veranstaltet vom SFB 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution“ und dem Graduiertenkolleg „Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter“ und VW Forschungsgruppe „Kulturgeschichte und Theologie des Bildes2: Vortragende sind Angehörige der Universität und auswärtige Gäste anderer, deutscher und europäischer Universitäten und Forschungseinrichtungen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf den entsprechenden Homepages bekannt gegeben.

Kolloquium: 800-1800 Forschungskolloquium Mittelalter und Frühe Neuzeit (zusammen mit Prof. Dr. Gerd Althoff, Prof. Dr. Martin Kintzinger und Prof. Dr. Werner Freitag)
Raum & Zeit: Mi 18-20, Raum: S 102
Das Programm des Kolloquiums wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.


Kolloquium: Forschungskolloquium Frühe Neuzeit (zusammen mit Jun.prof. Dr. André Krischer, Jun.prof. Dr. Matthias Pohlig, Prof. Dr. Silke Hensel und PD Dr. Michael Sikora)
Raum & Zeit: Mi 18-20 Uhr , Raum: F 6
Beginn:
Das Forschungskolloquium gibt vor allem auswärtigen Historiker/innen der Frühen Neuzeit Gelegenheit, Vorträge über ihre laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion zu stellen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf der Homepage des Historischen Seminars bekanntgegeben. - Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.


Christina Brauner


Übung: Von Händlern, Fabelwesen und großen Königen. Quellenlektüre zu frühneuzeitlichen Reiseberichten

Raum & Zeit: Mo 14-16, S 041
Beginn: siehe Aushang
Reisen, fremde Länder, andere Kulturen – bis in den heutigen Massentourismus hinein hat das Reisen seine Faszination behalten. Reiseberichte als Quellen, die diese Faszination wiederzugeben scheinen, haben in der Geschichtswissenschaft schon seit langer Zeit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Fragen und Methoden jedoch, mit denen Historiker sich Reiseberichten zuwenden, sind sehr unterschiedlich und nicht zuletzt durch die Theoriedebatten der letzten Jahre geprägt. Inwieweit lässt sich aus Reiseberichten eine „fremde“ historische Realität rekonstruieren? Was sagen sie über den Autoren und seine „eigene“ Kultur aus? Wie sind Erzählungen über seltsame Tiere, Kannibalismus etc. zu bewerten? In welchem Verhältnis stehen Texte und Bilder in illustrierten Berichten?
Der erste Teil der Übung ist verschiedenen Forschungsansätzen gewidmet. Im zweiten Teil sollen die so gewonnenen Perspektiven in intensiver Quellenlektüre angewandt und erprobt werden. Da die Übung dazu dienen soll, einen Überblick über verschiedene Formen, Autoren und Kontexte frühneuzeitlicher Reiseberichte zu geben, ist die Bereitschaft zur Lektüre umfangreicher (auch nicht-deutscher!) Quellentexte unabdingbar.
Anmeldung erforderlich: christina.brauner@uni-muenster.de


Jun.prof. Dr. André Krischer


Kolloquium: Forschungskolloquium Frühe Neuzeit
(zusammen mit Prof. Dr. Silke Hensel, PD Dr. Michael Sikora und Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger)
Raum & Zeit: Mi 18-20 Uhr, F 6
Beginn: 2. Semesterwoche
Das Forschungskolloquium gibt vor allem auswärtigen Historiker/innen der Frühen Neuzeit Gelegenheit, Vorträge über ihre laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion zu stellen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf der Homepage des Historischen Seminars bekanntgegeben. - Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.

Masterseminar: „Von der Alten Stadt zu Metropole": London und der Wandel des Urbanen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert“
Raum & Zeit: Mittwoch 16-18 Uhr, Raum: S 33
Beginn: 2. Semesterwoche
London erlebte zwischen 1500 und 1900 ein Bevölkerungswachstum wie keine andere Stadt im frühmodernen Europa: Von rund 50.000 zu über 5 Mio. Einwohnern. Im 19. Jahrhundert war London die größte Stadt der Welt. Für die Stadtgeschichtsschreibung stellt dieser Wandel eine besondere Herausforderung dar. Es geht nicht nur darum, die Veränderungen in sozialgeschichtlicher Perspektive nachzuvollziehen, sondern z.B. auch in kulturhistorischer Sicht: Wie erlebten und beschrieben die Zeitgenossen die Umbrüche? Was war für sie eigentlich 'London'? Wie ließ sich der kaum mehr zu überschauende städtische Raum überhaupt noch als Einheit begreifen? London war jener Ort, an dem sich die moderne Gesellschaft in ihren unterschiedlichen und widersprüchlichen Facetten ganz konkret ausdifferenzierte und dabei wirtschaftliche Prosperität, soziale Verwerfungen, Geistesfreiheit und politische Spannungen gleichzeitig zu integrieren hatte. Im Seminar wollen wir versuchen, diesen Wandel exemplarisch zu rekonstruieren, und zwar aus der Perspektive von Sozial-, Politik-, Rechts- , Kultur- und Mediengeschichte. Wir suchen nach Konzepten, um urbane Konfigurationen und deren Wandel zu erklären und fragen dabei auch bei der Stadt- und Raumsoziologie nach. Was besagt etwa der Begriff 'Metropole'? Wir vergleichen London dabei auch mit anderen urbanen Formationen im frühmodernen Europa, mit anderen Großstädten wie Lissabon und Paris ebenso wie mit Köln. Auf diese Weise wollen wir genauere Aufschlüsse darüber erhalten, ob und inwiefern die Geschichte Londons einen Sonderfall darstellt.
Anforderungen: Essay und ggf. Hausarbeit, aktive Mitarbeit, selbständige Erarbeitung der wiss. Fragestellungen. Literatur und Quellen sind überwiegend fremdsprachig.
Erste Literaturhinweise: Roy Porter: London: A Social History, London 1994; Francis Sheppard, London. A History, Oxford 1998; Peter Clark (Hg.): The Cambridge Urban History of Britain, Vol. II 1540-1840, Cambridge 2000, hier S. 315-346; Paul Griffiths /Mark Jenner (Hg.): Londinopolis: Essays in the cultural and social history of early modern London, Manchester 2000; Andreas Fahrmeier: Ehrbare Spekulanten. Stadtverfassung, Wirtschaft und Politik in der City of London (1688-1900), München 2003.


Manja Quakatz, M.A. / Lorenz Baibl, M.A.


Übung: Konversionen in der Frühen Neuzeit

Raum & Zeit: Mo 10-12, S 153, Beginn: siehe Aushang
Beginn: siehe Aushang
Ein Blick auf die geschichtswissenschaftlichen Publikationen der letzten Jahre genügt um zu sehen, dass die Erforschung von Glaubenswechseln in der Frühen Neuzeit aktuell einen außerordentlichen „Boom“ erfährt. Gerade in Konversionen spiegeln sich vielfältige religiöse, politische und soziale Aspekte wider, die für diese Epoche als charakteristisch gelten. In der Übung soll versucht werden, sich dem Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern. Konversionen von Herrschern, Adligen und Gelehrten kommen dabei ebenso zur Sprache wie Religionswechsel von Juden und Muslimen. Gefragt wird insbesondere nach spezifischen konfessionellen Kontexten und individuellen Motivlagen, dem Ablauf des jeweiligen Konversionsprozesses sowie den Folgen eines solchen Schrittes für das politische und soziale Umfeld des Konvertiten. Die Bereitschaft zu intensiver Quellenlektüre ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
Anmeldung unter: manja.quakatz@uni-muenster.de
Literatur: Lotz-Heumann, Ute / Jan-Friedrich Mißfelder / Matthias Pohlig (Hgg.) Konversion und Konfession in der Frühen Neuzeit, Gütersloh 2007 = Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, Bd. 205; Siebenhüner, Kim, Glaubenswechsel in der Frühen Neuzeit. Chancen und Tendenzen einer historischen Konversionsforschung, in: ZHF 34 (2007), S.243-272, SIEBENHÜNER, Kim: Art. Konversion 1. Allgemein, in: JAEGER, Friedrich (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit, 6, Stuttgart/Weimar 2007, Sp. 1171-1174. “Becoming Venetian: Conversion and Transformation in the Seventeenth-Century

 

Tim Neu, M.A.


Übung: Begräbnis, Beichte, Bildersturm: Die Reformation als kultureller Umbruch

Raum & Zeit: Mo 12:00-14:00, S 104
Beginn: 18.10.2010
Die Reformation bedeutete in ganz Europa einen tiefen historischen Einschnitt. Sie lässt sich nicht als rein religiöses Phänomen beschreiben, sondern veränderte auch die Gesellschaft insgesamt sehr wesentlich. Umgekehrt lässt sich die Reformation nur vor dem Hintergrund tiefgreifender gesellschaftlicher Wandlungsprozesse verstehen, die schon viel früher eingesetzt hatten. In der neueren Forschung wird die Reformationsbewegung daher in längerfristige kulturelle Umbruchprozesse eingebettet: Medienumbruch, Frömmigkeitsbewegungen, Prozesse der Herrschaftsverdichtung, kommunale Partizipationskonflikte und anderes mehr. Viele dieser längerfristigen Umbruchprozesse hat die Reformation beschleunigt oder ihnen eine neue Wendung gegeben. Die Übung soll sich vor allem auf den Wandel kultureller Praktiken, Wahrnehmungsweisen und Deutungsmuster konzentrieren, die die Reformation vorbereiteten und umgekehrt wiederum durch sie vorangetrieben wurden. Themenfelder, an denen das untersucht werden soll, sind Sexualität, Geburt und Tod, Glaubenspraxis, Medien, politische und soziale Rituale und anderes mehr.
Zum Seminarverlauf: In der ersten Semesterhälfte werden gemeinsam Einführungstexte und Quellen diskutiert; in der zweiten Hälfte sollen Referatgruppen die Sitzungen einleiten, ein Thesenpapier und eine exemplarische Quelle präsentieren und die Diskussion moderieren.
Literatur: Berndt Hamm, Reformation als normative Zentrierung von Religion und Gesellschaft, in: Jahrbuch für biblische Theologie 7 (1992), 241-279. Bernhard Jussen, Craig Koslofsky (Hrsg.), Kulturelle Reformation. Sinnformationen im Umbruch, 1400-1600, Göttingen 1999. Horst Rabe, Deutsche Geschichte 1500-1600. Das Jahrhundert der Glaubensspaltung, München 1991


Jun.prof. Dr. Matthias Pohlig


Kolloquium: Forschungskolloquium Frühe Neuzeit (zusammen mit Jun.prof. Dr. André Krischer, Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Prof. Dr. Silke Hensel und PD Dr. Michael Sikora)
Raum & Zeit: Mi 18-20 Uhr , Raum: F 6
Beginn: siehe Anhang
Das Forschungskolloquium gibt vor allem auswärtigen Historiker/innen der Frühen Neuzeit Gelegenheit, Vorträge über ihre laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion zu stellen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf der Homepage des Historischen Seminars bekanntgegeben. - Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.

Übung: Alteuropa: Vor- und Nachteile eines alternativen Periodisierungskonzepts
Raum & Zeit: Do 10-12, S 33
Beginn:
Die Diskussionen der 60er und 70er Jahre über die Periodisierung der vormodernen europäischen Geschichte haben den Begriff Alteuropa als Chiffre für das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit etabliert (alternativ wird oft auch „Vormoderne“ verwendet, ohne daß immer ganz klar wäre, warum). Der Anspruch des Konzepts war, die traditionelle Epochengrenze um 1500 zu relativieren und statt dessen eine vormoderne Großperiode zu konstruieren, die weniger auf ereignisgeschichtlichen Brüchen, sondern auf sozial-, wirtschafts- und strukturgeschichtlichen Kontinuitäten aufbaute. Doch weder der Bedeutungsumfang noch die Reichweite des Alteuropa-Konzepts ist jemals ausführlich diskutiert worden: Ist es tatsächlich sinnvoll, Mittelalter und Frühe Neuzeit gemeinsam zu erforschen, zu studieren, zu lehren? In der Übung soll in der Auseinandersetzung mit methodischen Texten und empirischen Beispielen gefragt werden, ob sich der Alteuropa-Begriff klarer inhaltlich füllen läßt, als dies bisher geschehen ist.
Obligatorische Anmeldung bitte bis 7.10.2010, im Sekretariat des Lehrstuhls Frühe Neuzeit, F-Haus, Raum 140.
Literatur: Hinrichs, Ernst, Art. „Alteuropa“, in: Enzyklopädie der Neuzeit, hg. v. Friedrich Jaeger, Stuttgart 2005, Sp. 288-291

Vorlesung: Deutsche Geschichte im 16. Jahrhundert
Raum & Zeit: Mi 10-12, S 1
Beginn:
Das 16. Jahrhundert ist geprägt durch Reformation und Konfessionalisierung; Medienrevolution, Frühkapitalismus und Staatsbildung; Reichsreform und neuartige Versuche, das Verhältnis von Religion und Politik zu bestimmen. Die Vorlesung will im Überblick, aber auch exemplarisch vertiefend in die wichtigsten Prozesse des Jahrhunderts einführen. Gleichzeitig muß sie aber auch danach fragen, was an der deutschen Geschichte des 16. Jahrhunderts eigentlich „deutsch“ ist: Denn dieses klassische Label darf natürlich nicht nationalstaatlich mißverstanden werden. Insofern wird auch zu diskutieren sein, wo die deutsche Geschichte des 16. Jahrhunderts eher eine Geschichte von Territorialstaaten, eher eine des Reichs, wo sie aber auch eine europäische oder sogar globale Geschichte ist.

 

Theresa Schröder


Übung: Kinder, Küche, Kirche: ‚Fromme„ Frauen in der Frühen Neuzeit

Raum & Zeit: Mo 14-16 Uhr, S 030
Beginn:
Seit Ranke und Treitschke verband man mit der Reformation vor allem männliche Protagonisten: Luther, Melanchthon, Calvin, Zwingli oder auch Friedrich den Weisen und Karl V. Es ist das Verdienst der Frauen- und Geschlechtergeschichte in diesem Kreis die Namen von Frauen wiederentdeckt zu haben: Katharina von Bora, Caritas Pirckheimer oder Katharina Zell stehen exemplarisch für die große Anzahl von Frauen aller Standes- und Gesellschaftsschichten, die entgegen dem paulinischen Schweigegebot Träger religiöser Bewegungen waren. Die Übung beschäftigt sich mit den religiösen Betätigungsfeldern von Frauen der christlichen Konfessionen in historischer Perspektive. Ausgehend von den religiösen Umwälzungen der Reformation wird nach der Teilhabe von Frauen an kirchlichen Institutionen, Frömmigkeitsformen und religiösen Erneuerungsbewegungen gefragt. Dabei soll nicht allein die Verbindung der Kategorien Geschlecht und Konfession berücksichtigt, sondern diese zusätzlich in Relation zu weiteren ordnungsstiftenden Aspekten wie Stand, Alter und Status gesetzt werden, um neben der Fürstin und der Nonne auch die Handwerkers- und Bauersfrau in den Blick zu nehmen. Konzeptionell basiert die Übung auf der gemeinsamen Lektüre von Quellen und korrespondierender Sekundärliteratur. Die Teilnehmerzahl ist auf max. 20 beschränkt. Anmeldung per E-Mail ist erforderlich (teresa.schroeder@uni-muenster.de).
Literatur: Heide Wunder, „Er ist die Sonn´, sie ist der Mond“ Frauen in der Frühen Neuzeit, München 1992; Lyndal Roper, Das fromme Haus. Frauen und Moral in der Reformation, Frankfurt a.M. / New York 1995; Anne Conrad, „In Christo ist weder man noch weyb“ Frauen in der Zeit der Reformation und der katholischen Reform, Münster 1999; Marion Kobelt-Groch, Aufsässige Töchter Gottes. Frauen im Bauernkrieg und in den Täuferbewegungen, Frankfurt a.M. / New York 1993; Kirsi Stjerna, Women and the Reformation, Malden / Oxford 2009; Ulrike Gleixner / Erika Hebeeisen, Gendering Tradition. Erinnerungskultur und Geschlecht im Pietismus, Korb 2007.

 

Michael Sikora


Kolloquium: Forschungskolloquium Frühe Neuzeit (zusammen mit Jun.prof. Dr. André Krischer, Jun.prof. Dr. Matthias Pohlig, Prof. Dr. Silke Hensel und Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger)
Raum & Zeit: Mi 18-20 Uhr , Raum: F 6
Beginn:
Das Forschungskolloquium gibt vor allem auswärtigen Historiker/innen der Frühen Neuzeit Gelegenheit, Vorträge über ihre laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion zu stellen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf der Homepage des Historischen Seminars bekanntgegeben. - Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.

 

Hauptseminar: Konflikt und Konsens. Strukturen von Herrschaft zwischen Dreißigjährigem Krieg und Revolution
Raum & Zeit: Dienstag 10-12, S 33
Beginn:
Das 18. Jahrhundert wird weithin immer noch mit glänzenden Königshöfen verbunden, aus denen heraus gekrönte Häupter die Geschicke ihrer Völker lenkten. Die Herrscher nennen wir „absolut“, die Beherrschten Untertanen, und manchmal scheint es, als ob Regieren damals viel effektiver und einfacher war als heutzutage. Dabei wird in unserem Fach schon lange an diesen Vorstellungen gekratzt, werden sehr viel differenziertere Praktiken nachgewiesen und vielschichtigere Modelle entworfen. Einerseits wird deutlich, wieviele Grenzen der herrscherlichen Macht von oben gesetzt waren, so daß von der traditionellen Vorstellung von Absolutismus nicht mehr viel übrig zu bleiben scheint. Andererseits werden immer mehr Spielräume für Mitsprache und Widerstand von unten erkundet, so daß es einem beinahe schon chaotisch vorkommen mag. Nun ist aber auch nicht zu erwarten, daß Herrschaft im 18. Jahrhundert so reibungslos bis in die Häuser der Untertanen hineinregieren konnte, wie das vielleicht allenfalls den Apparaten moderner Dikaturen möglich ist. Man kann aber ebensowenig ignorieren, daß die Organisation von Herrschaft und ihr Macht- und Regelungsanspruch im Laufe der Frühen Neuzeit sich schon deutlich intensiviert hat. Im Lichte aktueller Forschungs- und Diskussionsbeiträge wollen wir uns daher im Laufe des Seminars ein eigenes Urteil darüber verschaffen, wie Herrschaft im 18. Jahrhundert funktioniert hat, wie sie angemessen interpretiert und benannt werden kann. Dabei werden wir allerdings nicht nur von den Kabinetten reden können, sondern müssen uns auch Ständeversammlungen und lokale Obrigkeiten anschauen.
Erste Literaturhinweise: Stefan Brakensiek: André Holenstein (Hrsg.): Empowering interactions, Farnham 2009; Stefan Brakensiek: Akzeptanzorientierte Herrschaft. Überlegungen zur politischen Kultur der Frühen Neuzeit, in: Helmut Neuhaus (Hrsg.): Die Frühe Neuzeit als Epoche, München 2009, 395-406; Tim Neu u. a. (Hrsg.): Zelebrieren und Verhandeln. Zur Praxis ständischer Institutionen im frühneuzeitlichen Europa, Münster 2009; Stefan Brakensiek, Heide Wunder (Hrsg.): Ergebene Diener ihrer Herren? Herrschaftsvermittlung im alten Europa, Köln u. a. 2005; Ronald G. Asch, Dagmar Freist (Hrsg.): Staatsbildung als kultureller Prozeß, Köln u. a. 2005; Markus Meumann, Ralf Pröve (Hrsg.): Herrschaft in der Frühen Neuzeit, Münster 2004; Wolfgang Reinhard: Geschichte der Staatsgewalt, München 2000; Jürgen Schlumbohm: Gesetze, die nicht durchgesetzt werden – ein Strukturmerkmal des frühneuzeitlichen Staates, in: Geschichte und Gesellschaft 23, 1997, 647-663; Ronald G. Asch, Heinz Duchhardt (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft, Köln u. a. 1996.
Eine Anmeldung im Sekretariat des Lehrstuhls Neuere und Neueste Geschichte I (F-Haus, Raum 140) ist aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl verpflichtend. Die Anmeldelisten liegen aus: vom 05.07. bis zum 16.07.2010 (1. Termin) und vom 04.10. bis zum 08.10.2010 (2. Termin) jeweils Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr.

MoA Übung: Haben Gefühle Geschichte?
Raum & Zeit: Mo 16-18, S 104
Beginn:
Es tut sich was in unserem Fach. Seit ein paar Jahren wird immer mehr geforscht und publiziert zur Geschichte und Geschichtlichkeit von Gefühlen. Das ist aber ein sperriges und in vieler Hinsicht irritierendes Thema. Die Bedeutung von Gefühlen im Alltagsleben, aber beispielsweise auch in der öffentlichen Kommunikation in Politik („Freude auf ein NRW ohne Studiengebühren“) und Wirtschaft („powered by emotion“) ist ganz offensichtlich, aber die Vorstellung, daß die Gefühle, die uns so selbstverständlich und allgemeinmenschlich vorkommen, irgendwie auch historisch veränderlich sein könnten, erscheint abwegig. Und einer Wissenschaft, die ganz im Sinne Max Webers davon ausgeht, daß das soziale Handeln von Menschen erklärbar ist, weil es rationalen Kriterien folgt, müßte dieses Thema eigentlich den Boden unter den Füßen fortziehen. Und zurecht runzelt der archiverfahrene Praktiker die Stirn und fragt sich, was man denn überhaupt aus schriftlichen Quellen herausbekommen soll über ein Thema, über das man ja kaum richtig sprechen kann. Aber das sind eigentlich alles nur noch mehr Gründe, um genauer hinzuschauen, was die historische Forschung bisher tatsächlich dazu beitragen kann. Aber Achtung, anders als das Thema vermuten läßt, wird das eine ziemlich verkopfte Übung werden. Wir werden den Freiraum einer Übung ausnutzen, um uns gemeinsam mit theoretischen, teilweise auch englisch geschriebenen Konzepten auseinanderzusetzen, und wir werden schauen, was einige der bisher vorliegenden Arbeiten tatsächlich hergeben. Dabei werden wir notgedrungen an ganz unterschiedlichen Themen schnuppern, und auch insofern werden die Debatten schon ein bißchen anspruchsvoll sein und eine gewisse Grundorientierung voraussetzen.
Erste Lesehinweise: Ute Frevert: Was haben Gefühle in der Geschichte zu suchen?, in: Geschichte und Gesellschaft 35, 2009, S. 183-208; Martina Kessel: Gefühle und Geschichtswissenschaft, in: Rainer Schützeichel (hrsg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt / New York 2006, 29-47; Barbara Rosenwein, Worrying about Emotions, in: The American Historical Review, 107/3, 2002, 821–845; William M. Reddy: The Navigation of Feeling. A Framework for the History of Emotions, Cambridge 2001; Claudia Benthien u. a. (Hrsg.): Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle, Köln u. a. 2000; William M. Reddy: Sentimentalism and its Erasure. The Role of Emotions in the Era of the French Revolution, in: Journal of Modern History 72, 2000, 109-152; Peter N. Stearns, Carol Z. Stearns: Emotionology: Clarifying the History of Emotions

Vorlesung: Die Aufklärung
Raum & Zeit: Mi 10-12
Beginn:
Die Aufklärung ist ein wahrlich interdisziplinäres Phänomen, sie hat tiefe Spuren hinterlassen in der Philosophie wie in der Literatur, in den Naturwissenschaften wie in der Wirtschaft oder den politischen Diskursen oder der Kirchengeschichte. Sie hat auch die Lebenswelten vieler Menschen beeinflußt und verändert. In unserem Fach wird der Begriff der Aufklärung dementsprechend häufig als Bezeichnung für eine ganze Epoche verwandt. In diesem Sinne will die Vorlesung einen Überblick anbieten über die Zeit des späten 17. und des 18. Jahrhunderts, wobei sich Gliederung und Auswahl der Themen an dem Phänomen der Aufklärung orientieren und einen mittleren Weg beschreiten zwischen geistesgeschichtlicher Engführung und uferloser Totalgeschichte. Aufklärung und Aufklärer werden einen Schwerpunkt bilden, aber vor allem im Hinblick auf die allgemeinhistorischen Dimensionen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Und umgekehrt sollen die Signaturen des Zeitalters deutlich werden, nicht nur aus Sicht der Aufklärung, aber vor allem im Hinblick auf jene Bereiche, wo die Konzepte aufgeklärten Denkens mit den gesellschaftlichen Realitäten konfrontiert wurden. Zusammengenommen bilden beide Perspektiven eine Einladung, darüber nachzudenken, wie eine traditionelle, ständisch und religiös geprägte Welt in Bewegung geriet, wie viele Vorstellungen und Praktiken sich etablierten, die uns als typisch für unsere moderne Welt erscheinen. Und schließlich wird auch darüber nachzudenken sein, daß die Epoche ein Ende nahm, aber der Anspruch der Aufklärung bis heute als unerfüllter Auftrag in die öffentlichen Debatten getragen wird.
Erste Literaturhinweise: Annette Meyer: Die Epoche der Aufklärung, Berlin 2010; Terence James Reed: Mehr Licht in Deutschland. Eine kleine Geschichte der Aufklärung, München 2009; Angela Borgstedt: Das Zeitalter der Aufklärung, Darmstadt 2004; Winfried Müller: Die Aufklärung, München 2002; Barbara Stollberg-Rilinger: Europa im Jahrhundert der Aufklärung, Stuttgart 2000; Werner Schneiders: Das Zeitalter der Aufklärung, München 1997, 4. Aufl. 2008; Ulrich Im Hof, Das Europa der Aufklärung, München 1995; Roy Porter: Kleine Geschichte der Aufklärung, Berlin 1991; Horst Möller: Vernunft und Kritik. Deutsche Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt 1986.