Veranstaltungen

Sommersemester 2009

 

Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger

Hauptseminar II: Hexenglaube und Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit

Achtung: Die Angaben des KVV zu den Räumlichkeiten und Zeiten des Hauptseminars haben sich geändert! Die Änderungen sind fett hervorgehoben.

Blocktermin: 5.6.: 8-12 u. 14-18 Uhr, Ü4 (Fürstenberghaus); 6.6.: 8:30-12:30 Uhr, S6 (Schloss) ; 19.6.: 8-12 u. 14-18 Uhr; 20.6.: 10-14 Uhr, Ü4 (Fürstenberghaus)
Vorbesprechung: 27.4. 10-12, Ü2 (Fürstenberghaus)

Der Glaube an Hexen ist alt und auch heute nicht aus der Welt, die massenweise Verfolgung und Verurteilung von Hexen ist hingegen ein Spezifikum der europäischen Frühneuzeit. Das Hauptseminar geht der Frage nach, wie es dazu kam, und rekonstruiert die gelehrte Theorie der Hexerei, die Motive und Ursachen der Verfolgung sowie die juristische Praxis der Prozesse.
In der ersten Blocksitzung werden gemeinsam Quellen gelesen. In den drei weiteren Sitzungen sollen jeweils Referatgruppen einzelne Quellen vorstellen, die dann ebenfalls gemeinsam analysiert werden. Wegen der blockweisen Veranstaltungsstruktur ist es absolut erforderlich, dass sich die Teilnehmer in einer der Feriensprechstunden anmelden, um sich angemessen vorbereiten zu können.
Literatur: Rainer Decker, Hexenjagd in Deutschland, Darmstadt 2006; Johannes Dillinger, Hexen und Magie (Campus Historische Einführungen), Frankfurt am Main 2009; www.historicum.net; Rita Voltmer, Netzwerk, Denkkollektiv oder Dschungel? Moderne Hexenforschung zwischen Global History und Religionsgeschichte, in: ZHF 34 (2007), S. 467-508; Walter Rummel / Rita Voltmer, Hexenglaube und Hexenverfolgung (Geschichte kompakt), Darmstadt 2009.
Anmeldung erforderlich: Eine Anmeldeliste liegt vom 19.01.2009 bis zum 06.02.2009 (9-12 Uhr) im Zimmer 140 (Frau Daoudi) aus.

Zusammen mit Prof. Dr. Nikolaus Staubach, Prof. Dr. Gerd Althoff

Kolloquium: Forum Gesellschaftliche Symbolik

Mi 18:00-20:00, J12, Johannisstr. 1-4; Beginn: 15.4.2009

Veranstaltet vom SFB 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution" und dem Graduiertenkolleg "Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter". Vortragende sind Angehörige der Universität und auswärtige Gäste anderer, deutscher und europäischer Universitäten und Forschungseinrichtungen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf den entsprechenden Homepages bekannt gegeben.

PD Dr. Michael Sikora

Vorlesung: Das konfessionelle Zeitalter

— Modul: Herrschaft und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit
— Modul Neuere und Neueste Geschichte: Frühe Neuzeit

Mi 10:00-12:00, F2, Fürstenberghaus; Beginn: 15.4.2009

Als konfessionelles Zeitalter gelten im allgemeinen die Jahre vom ersten Drittel des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Es ist die Zeit, in der die Folgen der Reformation und der Glaubensspaltung ausgetragen worden sind. Es ist überdies eine Zeit, die seit rund 30 Jahren in der Forschung intensiv diskutiert wird. Wie bei kaum einer anderen Epoche geht es in dieser Debatte nicht nur um die Erweiterung empirischer Befunde, sondern auch um eine konzeptionelle Deutung der historischen Entwicklung. Im Zuge dessen sind pointiert neue Auffassungen von dieser Epoche entwickelt und mittlerweile kritisch fortgeschrieben worden. Sie drehen sich rund um das Verhältnis von Religion, Herrschaft und Alltag. Die Vorlesung will eine grundlegende Orientierung anbieten. Sie soll sich dabei nicht in einer Gesamtgeschichte der Zeit verzetteln. Der Akzent wird vielmehr, in kritischer Abwägung, auf dem Besonderen der Zeit, auf dem Konfessionellen, seiner Reichweite und seinen Implikationen für Herrschaft und Gesellschaft liegen.
Literatur: Harm Klueting: Das konfessionelle Zeitalter 1525-1648, Stuttgart 1989 (für unsere Zwecke konzentierter als die erweiterte Fassung von 2008); Heinrich Richard Schmidt: Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert, München 1992; Martin Heckel: Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 2. Aufl. Göttingen 2001; Johannes Burkhardt: Das Reformationsjahrhundert, Stuttgart 2002; Stefan Ehrenpreis / Ute Lutz-Heumann: Reformation und konfessionelles Zeitalter, 2. Aufl. Darmstadt 2008; Thomas Kaufmann, Raymund Kottje (Hrsg.): Ökumenische Kirchengeschichte, Bd. 2: Vom Hochmittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Darmstadt 2008.

Hauptseminar II: Frieden vor Rechtgläubigkeit. Leistung und Grenzen des Augsburger Religionsfriedens

— Modul: Herrschaft und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit

Di 10:00-12:00, Ü4, Fürstenberghaus; Beginn: 14.4.2009

Der Friedensschluß von 1555 gilt zurecht als ein Schlüsseldokument nicht nur der deutschen Verfassungsgeschichte, sondern auch des schwierigen Ausgleichs zwischen den auseinandertretenden Konfessionen. In ihm fanden daher auch ganz neue und in ihrer Bedeutung weitreichende Erfahrungen über das Verhältnis von Religion und Politik ihren Ausdruck. Der Text kann deshalb auch gar nicht isoliert betrachtet werden. Um zu einer angemessenen Interpretation und Bewertung zu gelangen, müssen zunächst die Bedingungen seiner Entstehung einbezogen werden. Sodann muß von den einzelnen Regelungen her der eigentliche Problemdruck entwickelt werden. Und schließlich gilt es, im Blick auf die Konflikte der folgenden Jahrzehnte, wie weit dieser Friedensschluß sich tatsächlich als tragfähig erwies. Dabei wird es um Probleme der Reichsverfassung gehen, um den Ausbau der Landesherrschaften, um den Auseinanderfall nicht nur des Glaubens, sondern auch der Rechtsvorstellungen, um Möglichkeiten der Koexistenz und nicht zuletzt um Recht und Gewalt.
Literatur: Horst Rabe: Deutsche Geschichte 1500-1600. Das Jahrhundert der Glaubensspaltung, München 1991; Martin Heckel: Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 2. Aufl. Göttingen 2001; Maximilian Lanzinner: Konfessionelles Zeitalter 1555-1618, in: Wolfgang Reinhard (Hg.): Gebhardt. Handbuch der Deutschen Geschichte Band 10, 10., völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart: Klett-Cotta 2001; Axel Gotthard: Der Ausgburger Religionsfrieden, Münster 2004; Hoffmann, Carl A., u. a. (Hrsg.): Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden ; Begleitband zur Ausstellung im Maximilianmuseum Augsburg [16.6. - 16.10.2005], Regensburg 2005.
Anmeldung erforderlich: Eine Anmeldeliste liegt vom 19.01.2009 bis zum 06.02.2009 (9-12 Uhr) im Zimmer 140 (Frau Daoudi) aus.

Übung: Liebe, Ehe, Partnerschaft. Texte und Theorien zum Wandel der Geschlechterbeziehungen in der Frühen Neuzeit

— Modul: Herrschaft und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit

Mi 14:00-16:00, F8, Fürstenberghaus; Beginn: 15.4.2009

Am Ende der Frühen Neuzeit, um 1800 herum, sollen sie endlich zusammengefunden haben, die Liebe und die Ehe, im Ideal der bürgerlichen Liebesehe. Stimmt das denn? Und wie war das vorher? Die Debatten um 1800 sollen den Anstoß geben, um über die Historizität des scheinbar Selbstverständlichen nachzudenken. Dabei geht es zum einen um die Gestaltung der Geschlechterbeziehungen und zum anderen, schwieriger noch, um die Frage, inwiefern auch Gefühle historisiert werden können oder sogar müssen. In der Übung soll die Lektüre und Diskussion von Quellen- und Forschungstexten im Mittelpunkt stehen. Wir werden also kein komplettes Panorama frühneuzeitlicher Liebes- und Familiengeschichten erarbeiten können, das wäre ohnehin unmöglich. Aber anhand markanter Schnittstellen wird es hoffentlich gelingen, einige zentrale Vorstellungen zu rekapitulieren und damit zugleich die methodischen Herausforderungen solcher Themen zu reflektieren. Das wird nicht funktionieren ohne die Bereitschaft, sich auf einige Lektüre und mitunter auch abstrakte Gedankengänge einzulassen.
Literatur: Standpunkte und Perspektiven: Heide Wunder, Christina Vanja (Hrsg.): Wandel der Geschlechterbeziehungen zu Beginn der Neuzeit, Frankfurt a. M. 1991; Hans-Jürgen Bachorski (Hrsg.): Ordnung und Lust. Bilder von Liebe, Ehe und Sexualität in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, Trier 1991; Anette Völker-Rasor: Bilderpaare – Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des 16. Jahrhunderts, Freiburg 1993; Anne-Charlott Trepp: Sanfte Männlichkeit und selbständige Weiblichkeit, Göttingen 1996; Susanna Burghartz: Zeiten der Reinheit – Orte der Unschuld, Paderborn 1999; Rebekka Habermas: Frauen und Männer des Bürgertums. Eine Familiengeschichte (1750-1850), Göttingen 2000; Rüdiger Schnell: Emotionalität und Sexualität in der vormodernen Ehe, Köln u. a. 2002; Andreas Gestrich u. a.: Geschichte der Familie, Stuttgart 2003, S. 364ff., 482ff.; Marion Lischka: Liebe als Ritual, Paderborn u. a. 2006.

 

Tim Neu, M.A.

 

Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Zwischen Konfession und Staatsbildung. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648)

— Einführungsmodul: Neuzeit

Mo 12:00-14:00, Raum 108, Fürstenberghaus; Mi 16:00-18:00, Raum 209, Fürstenberghaus; Beginn: 27.4.2009

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts glich Europa einem Pulverfaß: Seit Jahrzehnten hatten zwei für die Frühe Neuzeit fundamentale Entwicklungsprozesse – die Entstehung der nachreformatorischen Konfessionskirchen einerseits und das Werden der modernen Staaten andererseits – immer neue Konfliktlinien entstehen lassen: Katholiken standen gegen Protestanten; Fürsten gegen Stände und andere Fürsten. Befördert durch ein agonales politisches System, in dem mehrere europäische Großmächte den Anspruch auf universale Herrschaft erhoben, verschränkten und verstärkten sich die politischen wie religiösen Konfliktpotentiale immer mehr, bis schließlich 1618 der ‚Prager Fenstersturz‘, der Beginn des Aufstands der böhmischen Stände gegen ihren habsburgischen Landesherren, den Funken schlug, der – wenngleich nur mittelbar – dazu führte, daß sich die explosive Situation in einer dreißig Jahre währenden Folge von Kriegen entlud. Am Ende dieses Zeitraums standen nicht nur der Westfälische Frieden, sondern weithin auch verwüstete Landstriche und beschädigtes Leben. Wie in einem Brennglas läßt der Dreißigjährige Krieg Grundtatsachen und –entwicklungen der Neueren Geschichte erkennbar werden. Ausgehend von einem ereignisgeschichtlichen Überblick wird das Seminar den Krieg aus ganz unterschiedlichen, etwa alltags-, medien- und militärgeschichtlichen Perspektiven betrachten, um der Komplexität des Gegenstands gerecht zu werden und einen Einblick in die Vielfalt der Geschichtswissenschaft zu vermitteln.
Literatur: Birgit Emich, Geschichte der Frühen Neuzeit studieren, Konstanz 2006 (=UTB 2709); Winfried Schulze, Einführung in die neuere Geschichte, 4., völlig überarb. und aktualisierte Aufl., Stuttgart 2002 (=UTB 1422); Gerhard Schormann, Der Dreißigjährige Krieg, 3., durchges. Aufl., Göttingen 2004 (=Kleine Vandenhoeck-Reihe 1506); Georg Schmidt, Der Dreißigjährige Krieg, 7. Aufl., München 2006 (Beck Wissen); Benigna von Krusenstjern, Hans Medick (Hg.), Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe, Göttingen 1999 (=Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 148).
Anmeldung erforderlich: Verteilverfahren

 

Matthias Bähr, M.A., Birgit Näther, M.A.

 

Übung: Liebe, Friede, Einigkeit: die Zwölf Artikel – ein politisches Manifest im "deutschen Bauernkrieg"?

— Modul: Herrschaft und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit

Mi 16:00-18:00, Raum 108, Fürstenberghaus; Beginn: 15.4.2009

Die Zwölf Artikel sind die bedeutendste Flugschrift des Bauernkriegs. Ihr Verbreitungsgrad war enorm; 25 zeitgenössische Drucke sind bekannt, die Gesamtauflage wird auf 25.000 Exemplare geschätzt. Der Forschung gelten die Zwölf Artikel als „politisches Manifest“ (Blickle), als „Marseillaise ohne Musik“ (Ch. Pfister / Buszello).
Nicht zuletzt wegen ihrer konsequent biblizistischen Legitimationsstrategie hat man den Zwölf Artikeln revolutionäres Potential zugeschrieben: Das Evangelium bestimmt den Horizont der Forderungen. Es überwölbt damit das regional je verschiedene „Herkommen“ und wird – gerade in kleinräumigen, nicht geschlossenen Herrschaften – zum gemeinsamen Bezugspunkt der Aufständischen. Aber erhebt der „Gemeine Mann“ das Evangelium gleichzeitig auch zum „herrschaftsgestaltenden Prinzip“, wie Peter Blickle formuliert hat?
Die Übung fragt danach, worin genau das „Innovative“ der Zwölf Artikel liegt. Wie stellen sie sich zur Agrarverfassung, wie zur Herrschaftsordnung? Welche Rolle spielt das Göttliche Recht? Wie und wo wurden die Zwölf Artikel rezipiert?
Auf dieser Grundlage soll schließlich diskutiert werden, ob der „deutsche Bauernkrieg“ mit den Chiffren „deutsch“ und „Bauer“ überhaupt angemessen bezeichnet ist.
Literatur: Peter Blickle, Die Revolution von 1525, München 42004, insb. S. 321-327; Peter Bierbrauer, Das Göttliche Recht und die naturrechtliche Tradition, in: Peter Blickle (Hrsg.), Bauer, Reich und Reformation. Festschrift für Günther Franz zum 80. Geburtstag am 23. Mai 1982, Stuttgart 1982, S. 210-234; Horst Buszello, Legitimation, Verlaufsformen und Ziele, in: ders. u.a. (Hrsg.), Der deutsche Bauernkrieg, Paderborn u.a. 31995, S. 281-321; Malte Hohn, Die rechtlichen Folgen des Bauernkriegs von 1525. Sanktionen, Ersatzleistungen und Normsetzung nach dem Aufstand (= Schriften zur Rechtsgeschichte 112), Berlin 2004, insb. S. 331-340.
Anmeldung erforderlich: bnaetherLogo Atuni-muenster.de