Forschung
Im Lesesaal des ENK (Cuijk)
© D. Gniffke

Hier finden Sie Informationen zu den Forschungsprojekten des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte III

Lehrprojekt zu digitalen Quellen

'data literacy' – Quellenkunde des Digitalen für Historiker:innen (gemeinsam mit Ulrike Ludwig und Silke Mende)

Erklärtes Anliegen des im Rahmen der Förderlinie „Curriculum 4.0“ durch das durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützten Lehrvorhaben war es, einen strukturierten Online-Kurs zu erstellen, der anhand ausgewählter Fallbeispiele, Rechercheaufgaben und Webquests in epochaler Breite Kompetenzen im Bereich digitaler Quellenkunde vermittelt. Im Sommersemester 2023 konnte der aus zunächst sechs Lerneinheiten im h5p-Format bestehende Kurs erstmals erfolgreich durchgeführt werden.

Fellowship an der KFG 'Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel'

Den Dynamiken digitaler Technologieentwicklung erwachsen vielfältige neue Wege der Teilhabe an Kulturgütern und historischen Artefakten. Zugleich entstehen neue Kontrollregimes, die einen Zugang regulieren und im Hinblick auf bestimmte Benutzer:innengruppen beschränken. Als Inhouse Fellow der DFG-Kollegforschergruppe 'Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel' beteiligt sich Jan Keupp an der Erforschung dieser Phänomene.

Projekt im Exzellenzcluster „Religion und Politik“

A3-8: Materielle Mittler: Mittelalterliche Sachkultur im Schnittpunkt sakraler und säkularer Sinnbezüge 

Das Vorhaben untersucht sakrale Artefakte als materielle Vergegenständlichungen und damit zugleich als zeitliche Vergegenwärtigungen des Göttlichen. Es widmet sich dem Zusammenspiel von mittelalterlicher Sachkultur, politischer Ordnung und religiöser Praxis mit einem Schwerpunkt auf dem lateinisch-christlichen Europa des 12. und 13. Jahrhunderts. Dabei thematisiert es die Leistungsfähigkeit materieller Artefakte bei der Konstituierung, Stabilisierung, Aktualisierung und Neustrukturierung kultureller Symbolsysteme und sozialer Beziehungsgefüge.

DFG-Vorhaben: 

'Entscheiden' zwischen Kontingenz und Providenz. Handlungs- und Deutungshorizonte des Ersten Kreuzzugs

Das durch Theresa Rudolph in Zusammenarbeit mit Jan Keupp verfolgte Forschungsvorhaben untersucht Konstitutionsbedingungen, Abläufe und Deutungen des Entscheidens im Spannungsfeld von providentieller Heilserwartung und krisenhaftem Kontingenzerleben. Es fokussiert hierbei das Geschehen des Ersten Kreuzzugs und die ersten Jahrzehnte lateinisch-christlicher Herrschaft im Orient und fragt in zwei komplementären Analyseperspektiven nach den Entscheidenspraktiken der Kreuzfahrern einerseits und deren (Re-)Modellierung durch die Kreuzzugshistoriographie andererseits. 

Projekt im SFB 1150 "Kulturen des Entscheidens"

B01: Dilatorisches Handeln als Herrschaftstechnik im Hoch- und Spätmittelalter

Das Projekt versteht das Nicht-Entscheiden in der Praxis monarchischer Herrschaft des Hoch- und Spätmittelalters als kulturell voraussetzungsvollen Mechanismus und zielt darauf ab, das Set jener sozialen Skripte zu identifizieren, die eine Untätigkeit des Herrschers in zeitspezifischer Weise sanktionierten. In diachroner Vergleichsperspektive widmen sich zwei Unterprojekte dem Reichsregiment des vermeintlich entschlussfreudigen Staufers Friedrichs I. Barbarossa (Unterprojekt A; Bearbeiter: Konstantin Maier) und seines bisweilen als „Erzschlafmütze“ titulierten Amtsnachfolgers Friedrichs III (Unterprojekt B; Bearbeiterin: Maximiliane Berger). Gefragt wird nach den Techniken und Taktiken dilatorischen Handelns bei der Erzeugung, Etikettierung und Auflösung von Entscheidungssituationen.

Projekt im Exzellenzcluster „Religion und Politik“

D2-13: „Höhere Gewalt“ und öffentliches Handeln. Politik im Zeichen der Pest

Das Projekt thematisiert den zeitgenössischen Umgang mit der Pest und fokussiert auf die Polarität zwischen kollektiven und individuellen Strategien der Krisenbewältigung. Es stellt insbesondere die obrigkeitlichen Reaktionen, die ein Verhandeln mit der 'höheren Gewalt' Gottes intendierten, der ärztlich-naturphilosophischen Expertise gegenüber, die sich auf individuelle Krankheitsprävention konzentrierte. Beobachtet werden Verschiebungen im Diskursfeld, die Gott als Dialogpartner sukzessive aus dem Pestgeschehen ausklammerten.

Dissertationsprojekt: Schriftpraxis und Alltagswelt im Kloster Frenswegen (1394-1544)

Unter der Betrachtung der Kulturtechnik Schrift als ein „praktisches“, soziales Phänomen wird das überlieferte Schriftgut des spätmittelalterlichen, im Emsland gelegenen Augustinerchorherrenstifts Frenswegen (Windesheimer Kongregation) auf seine Handlungspotentiale untersucht: Wo macht Schriftlichkeit den Unterschied in sozialen Handlungen, d.h., wo erweist sich die Schriftlichkeit als prägend für einen Handlungsverlauf? Die geistliche Gemeinschaft dient dabei als Feld einer mikrohistorischen Studie, welche das situativ und funktional divergierende Schrifthandeln aus Alltag und Lebenswelt der Religiosen an der Schwelle zum Buchdruck exemplarisch zu erfassen versucht. Unter Berücksichtigung der Textualität, Bildlichkeit, Materialität und „Präsenz“ des Schriftguts fragt die Untersuchung nach dessen Agentialität und lässt sich anregen durch die Akteur-Netzwerk-Theorie und „Text-Anthropologie“ (Hilgert). Das Dissertationsprojekt von Herrn David Gniffke M.A. wird von einem Stipendium der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk unterstützt.