"Erdkunde als politische Angelegenheit"

Neuer Band der "Schriftenreihe des Universitätsarchivs" / Dr. Kathrin Baas thematisiert vor allem die NS-Zeit

Den achten Band der Schriftenreihe präsentiert Verfasserin Dr. Kathrin Baas im Beisein des Dekans des Fachbereichs Geowissenschaften, Prof. Dr. Hans Kerp, und Dr. Sabine Happ, Leiterin des Universitätsarchivs<address>© WWU - Peter Grewer</address>
Den achten Band der Schriftenreihe präsentiert Verfasserin Dr. Kathrin Baas im Beisein des Dekans des Fachbereichs Geowissenschaften, Prof. Dr. Hans Kerp, und Dr. Sabine Happ, Leiterin des Universitätsarchivs
© WWU - Peter Grewer

Mit der Dissertation "Erdkunde als politische Angelegenheit" unter anderem über den Einfluss des Nationalsozialismus bei geografischen Forschungen an der Universität Münster ist kürzlich ein neuer Band in der "Schriftenreihe des Universitätsarchivs" erschienen. Historikerin Dr. Kathrin Baas thematisiert darin die ab 1936 an der Universität stark ausgeprägte Bildung einer Netzwerk-Struktur aus lokalen und regionalen Akteuren sowie Akteuren auf Reichsebene. "Die Einbindung der münsterschen Hochschulgeografie in regionale und überregionale Netzwerke bewirkte eine Verzahnung von Wissenschaft und Politik mit dem Ziel auch der gegenseitigen Einflussnahme", fasst sie ihre Forschungsergebnisse zusammen.

"Forschung fand nicht im entpolitisierten Raum statt."

Diese Entwicklung verlief in Münster nach Worten von Kathrin Baas äußerst zügig, was daran lag, dass die  Machteroberung der Nationalsozialisten 1933 keine Zäsur für die geografische Forschung darstellte. Mit Blick auf das Verhältnis von Wissenschaft und Politik stellte die Wissenschaftlerin fest, dass sich Forscher oft nicht im Dienste der reinen Wissenschaft betätigten, sondern dass sie im Kollektiv handelten und durch das akademische und politische Umfeld zusammen gelenkt wurden. "Forschung fand nicht im entpolitisierten Raum statt. Diese Netzwerkbildung verursachte und beschleunigte einen Transformationsprozess der geografischen Forschung."

In der Dissertation analysierte sie die Formen, Ausprägungen, Funktionen und Wechselwirkungen dieser Netzwerke. Das damalige "Geographische Institut" war nicht nur auf lokaler, sondern auch auf Reichsebene mit außeruniversitären Institutionen vernetzt. Hier wurde der Einfluss der staatlichen NS-Organisationen immer größer.

Kathrin Baas war einige Jahre wissenschaftliche Hilfskraft bei der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Universität Münster im 20. Jahrhundert, die am Historischen Seminar der WWU von Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer geleitet wurde. Die Dissertation ist der achte Band der Schriftenreihe des Universitätsarchivs, die es seit 2008 gibt.

 

 

Vollständiger Titel des Bandes:
Dr. Kathrin Baas: "Erdkunde als politische Angelegenheit – Geographische Forschung und Lehre an der Universität Münster zwischen Wissenschaft und Politik (1909-1958)" (Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, 8), Aschendorff-Verlag, Münster 2015. ISBN 978-3-402-15887-6