Sedimentologische Analyse der Ablagerungen des Java-Tsunami vom 17.07.2006
Boulder deposit of the 27. Feb. 2010 Chile-Tsunami

Sedimentologische Analyse der Ablagerungen des Java-Tsunami vom 17.07.2006

gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Am 17. Juli 2006 verheerte erneut ein Tsunami indonesische Strände, dieses Mal entlang der Südküste von Java. Laut Presseberichten forderte der Tsunami mehr als 600 Todesopfer, über 300 Personen gelten als vermisst und knapp 30.000 Menschen wurden obdachlos. Mit einer kurzfristig bewilligten Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) reisten Geologen des Geologisch-Paläontologischen Instituts der Universität Münster am 3. September 2006 nach Java, um die Wirkung des Tsunami an den betroffenen Strandregionen zu untersuchen.

Prof. Dr. Heinrich Bahlburg und Dipl.-Geol. Michaela Spiske besuchten gemeinsam mit Dr. Hendra Amijaya vom Department of Geological Engineering der University of Yogyakarta die Küsten des südlichen Java in der Umgebung des Nationalparks von Pandangaran. Dort war die Wirkung des Tsunami am stärksten. Zunächst wurden durch die Aufnahme von Wassermarken an Gebäuden, an Land geworfene Boote und Zerstörungen an Gebäuden die Auflaufhöhen und -weiten des Tsunami bestimmt. Grundlage der Untersuchungen waren zudem das detaillierte Vermessen (Nivellieren) der Strandprofile und die Probennahme aus den Sanden, die der Tsunami an Land transportiert hat. Aus den Verteilungen der Korngrößen in den Proben lassen sich Rückschlüsse auf die Strömungsbedingungen beim Auflaufen des Tsunami ableiten.

Das Forscherteam konnte in den Sedimenten Mikroorganismen der Gruppe der Foraminiferen zu finden. Viele Foraminiferenarten leben in bestimmten Tiefen am Meeresboden und können vom Tsunami an Land verfrachtet werden. Die im Sediment vorgefundenen Arten zeigen deshalb an, aus welcher Wassertiefe der Tsunami das an Land abgelagerte Sediment mitgebracht hat.

Heinrich Bahlburg führte mit Mitarbeitern bereits nach dem Sumatra-Tsunami vom 24. Dezember 2004 gleichartige Untersuchungen an den Stränden Ostindiens und Kenias durch. Der Sumatra-Tsunami wurde von einem Erdbeben der Stärke 9,3 („moment magnitude“) ausgelöst, der Java-Tsunami hingegen von einem der Stärke 7,7. Der Java-Tsunami hatte eine deutlich geringere lokale Wirkung, und die Tsunamiwelle verursachte keine Schäden an entfernten Küsten des Indischen Ozeans.

Sedimentologische Analyse der Ablagerungen des Java-Tsunami vom 17.07.2006