Karibu Kenya – Hakuna Matata – Asante sana

Studierende der Katholisch-Theologischen Fakultät zu Besuch in Kenia

Barbara Elpers und Andreas Jürgens berichten von ihrer Reise nach Kenia

Am sechsten März gegen 21 Uhr kenianischer Ortszeit ist es endlich soweit: unsere Reisegruppe betritt auf dem Flughafen Jomo Kenyatta in Nairobi das erste Mal kenianischen Boden. Nach einem neunstündigen Flug, Pass- und Ebolakontrolle, werden wir herzlich durch unsere Gastgeber, die Franziskaner Schwestern, mit Rosen und afrikanischen Gesängen begrüßt und von einer kleinen Delegation der CUEA (Catholic University of Eastern Africa) in Empfang genommen.

Hier in Nairobi beginnt der erste von drei Teilen unseres Aufenthaltes, in dessen Mittelpunkt das Kennenlernen der afrikanischen Kultur und Religion – oder wie wir jetzt wissen – der afrikanischen Kulturen und Religionen steht. Etappen sind die CUEA und das Tangaza-College, um in Vorträgen theoretisch Hintergrundinformationen und praktisch Erfahrungen durch die Field-Research zu gewinnen. Besuche bei traditionellen Heilern und einigen der vielen tausend African Independent Churches stellen einen Kontrast zu den uns bekannten (europäischen) kirchlichen und theologischen Mustern dar. Auch durch das Studium der Small Christian Communities werden im Vergleich zum deutschen Gemeindemodell alternative Organisations- und Sozialstruktur der afrikanisch christlichen Gemeinden erkennbar.
Die Busfahrt von Nairobi nach Eldoret, einer ca. 350 km nordwestlich und ländlicher gelegeneren Stadt, bietet uns die Möglichkeit ein erstes Fazit zu ziehen und uns auf den zweiten inhaltlichen Schwerpunkt, die politische Option der Kirche, Religion und Theologie in Afrika, einzustellen. Hier treffen wir auf Bischof Cornelius Korir, welcher seine Erfahrungen mit uns teilt, die er in den durch ihn initiierten Peace-Building-Prozessen bisher gemacht hat. Gerade in seiner Diözese haben  die traditionellen Stämme aufgrund von politischen und geopolitischen Interessenskonflikten viele Jahre Krieg gegeneinander geführt. Die Gemeinde Burnt Forest war Mittelpunkt dieser Konflikte. Dort  begegnen wir dem Ältesten-Rat der Kalenjin und Kikuyu, der die durch den Bischof angestoßenen Prozesse heute tagtäglich verwirklicht Die Grundlage dieser Arbeit sind gemeinsame Projekte (u.a. landwirtschaftliche Genossenschaften und der Bau von Brücken über den Fluss, der die Gebiete der Stämme bislang voneinander trennte) sowie der gemeinsame Schulunterricht der Kinder aller ethnischen Gruppen.
Die Zeit schreitet schnell voran, sodass wir uns zurück in Nairobi unversehens im dritten Teil unserer Reise wiederfinden. Nun liegen die Schwerpunkte auf den Besonderheiten und Problemen, die durch HIV und AIDS verursacht werden, der Situation der Kinder und Frauen aber auch der Familien- und Genderverhältnisse. Wir besuchen die Hilfsorganisation Lea Toto, die in den Slums Nairobis medizinisch, sozial und ökonomisch unterstützend wirkt. Die Probleme und Herausforderungen der von AIDS betroffenen Menschen, der Gesellschaft und Kirche, aber auch die Rolle der Frauen in der Gesellschaft und Bildung diskutieren wir in diesen Tagen mit den Mitarbeitern der Organisation sowie mit den Jesuiten des Hekima-College, die vor diesem Hintergrund Theologie treiben.
In den 21 Tagen unserer Reise haben wir erfahren, dass die Kontextualität von Theologie und Kirche und deren universeller Anspruch nicht immer einfach zusammen zu denken und zu praktizieren sind. Diese beiden Pole der (Welt-)Kirche zu vereinen und dabei weder zu schnell umfassend universell zu denken, noch zu stark der Kontextfokussierung zu verfallen stellten in den vielen Gesprächen, Diskussionen und Reflexionen immer wieder eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Inhalte wie der kirchliche Umgang mit den traditionellen Religionen oder die theologischen Herausforderungen durch die Pandemie AIDS ließen dies erfahrbar werden. Oft lautete das Motto nicht „entweder – oder“, sondern „sowohl – als auch“, was für uns bisweilen verwirrend war, da scheinbar nicht zu vereinbarende Alternativen als Kombination gewählt wurden. Dies wurde uns oft als Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Religion und Glaube auffällig. Unterschiede zwischen den deutschen und kenianischen Wirklichkeiten, zum Beispiel im gelebten Glauben oder in der Rezeption kirchlicher Lehre wurden uns in vielen Lebensbereichen augenscheinlich. Umso mehr hat es uns beeindruckt, wie Kirche in Kenia lebenswirklich und auf den verschiedensten Ebenen gelebt wird, wie wir immer wieder herzlichst empfangen und wahrgenommen wurden und wie Christen weltweit grenzüberschreitend gemeinsam Gottesdienst feiern können. Kurz gesagt: Church is a relationship.
Ein herzliches Asante sana möchten wir daher im Namen aller Kommilitonen an unsere Gastgeber in Nairobi und Eldoret und für die  vielen offenen Begegnungen, nicht zuletzt aber auch an unsere Leitung, bestehend aus den Dozierenden Prof. Judith Könemann und Dr. Jan Loffeld und den beiden Länderreferenten der Hilfswerke Missio Werner Meyer zum Farwig und Adveniat Michael Huhn sagen.
Barbara Elpers und Andreas Jürgens

Mehr und detailliertere Reiseberichte über unsere Zeit in Kenia unter: unterwegs.missio-blog.de/

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