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Studieren in Chile – 4 Fragen an… Prof. Dr. Guillermo Rosas

Im Juli war für wenige Tage der Prodekan der Theologischen Fakultät der Päpstlichen Universität von Santiago de Chile in Münster zu Gast, um unsere Partnerschaft zu stärken und neue Austauschmöglichkeiten zu ergründen. Seit vielen Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen den Fakultäten. Wissenschaftler und Studierende haben bereits jetzt die Möglichkeit, ein Semester in Santiago de Chile zu verbringen.
Haben Sie Interesse an einem Semester an der PUC? Unsere Mitarbeiterin im Prodekanat Judith Urselmann berät Sie gerne.

Wir haben Prof. Rosas vier Fragen gestellt, die er gerne beantwortete, um sich und seine Fakultät vorzustellen.

4 Fragen an... Prof. Dr. Guillermo Rosas

1. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?
Mein Name ist Guillermo Rosas, ich bin Chilene und 62 Jahre alt. Ich bin Theologe und promovierte im Jahr 1995 an der Hochschule San’t Anselmo, Rom, im Fach Liturgie. Seit demselben Jahr bin ich Professor an der Katholischen Universität in Santiago de Chile. Ich habe auch einige Jahre in Rom als Generalsekretär meiner Ordensgemeinschaft gearbeitet. Ich gehöre der Kongregation der heiligsten Herzen Jesu und Mariens an. Hier in Deutschland sind wir als Arnsteiner Patres bekannt. Seit 1995 lehre ich an verschiedenen Priesterseminaren und Universitäten, sowohl Liturgie wie auch Sakramententheologie. Meine Doktorarbeit habe ich damals zum Kirchenjahr bei Odo Casel geschrieben, ein Benediktiner Liturgietheologe der im Jahre 1948 gestorben ist und für die Liturgiereform des zweiten vatikanischen Konzils bedeutend war.
Jetzt wohne ich in Santiago de Chile und arbeite dort an der Katholischen Universität. Seit April 2016 bin ich Prodekan der Theologischen Fakultät.

2. Würden Sie Ihre Studierenden dazu ermutigen, in Münster zu studieren? Warum?

Sicher, das würde ich tun. Ich kenne Deutschland ziemlich gut, ich spreche deutsch seit ich ein kleiner Junge war, weil ich meine Schulerziehung in einer deutschen Schule erhalten habe und schätze die deutsche Kultur sehr. Ich sage meinen Studierenden eigentlich, sie sollen in alle Kontinente gehen. Aber Deutschland ist für Theologiestudenten besonders interessant, da die deutsche Theologie für die Kirche im 20. Jahrhundert sehr maßgebend gewesen und immer noch sehr wichtig ist. Die Katholisch-Theologische Fakultät Münster ist in Chile auch bekannt. Ich würde auf jeden Fall raten, nach Münster zu gehen, nicht nur wegen der Theologie sondern auch wegen der Stadt und der Kultur.

3. Was erwartet Studierende aus Münster in Santiago de Chile?
Chile ist ein lateinamerikanisches Land. Und obwohl Chile seit langen Jahren das Land in Lateinamerika ist, das die beste finanzielle Situation hat, soll dies nicht täuschen. Wir haben noch die gleichen großen Schwierigkeiten aller lateinamerikanischen Länder. Z.B. Armut und eine sehr große ökonomische Ungleichheit. Chiles Armut ist geringer als die anderer Länder in Lateinamerika, besteht aber noch als ein nationales Problem das in einigen Bereichen, wie der Erziehung, Gesundheit und der Wohnsituation, tiefe Ungleichheiten erzeugt. Damit will ich sagen: Chile ist vielleicht nicht das typische lateinamerikanische Land, zum Beispiel, weil es eine viel geringere Präsenz der indianischen Kulturen gibt, aber es teilt dieselben sozialen Probleme.
Chile ist ein sehr europäisch geprägtes Land, vor allem die Hauptstadt, Santiago de Chile. In Santiago kann man im Stadtzentrum sein und gar nicht ahnen, dass man in Lateinamerika ist.
Was kann Chile bieten? Eine Kirche die noch sehr lebendig ist. Es gibt sehr viele Kirchengemeinden, vor allem in den ärmeren Vierteln, die sehr lebendig sind. Nicht nur Erwachsene und ältere Menschen, sondern auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind in den Gemeinden aktiv. Außerdem ist Chile ein Land, das in den letzten Jahrzehnten selbstbewusst seine eigene Kultur pflegt. Man kann da also viel sehen und hören.

4. Warum möchten Sie den Austausch intensivieren und wie profitieren die Fakultäten/Wissenschaftler/Studierenden davon?
Die Internationalisierung ist eine Sache, die man jetzt weltweit in die Hand nehmen muss. Wir haben in unserer Fakultät ein strategisches Programm aufgestellt und darin ist die Internationalisierung einer der wichtigsten 7 Punkte. Das hat natürlich mit der Globalisierung zu tun. Wenn man heute nicht zu anderen Ländern schaut, wenn man nicht kommuniziert, wenn man nicht in einer guten Beziehung ist, ist man irgendwie verloren. Gute Beziehungen mit anderen Ländern und anderen Kulturen zu haben ist für uns nicht nur theologisch wichtig, sondern auch kulturell und als Gesellschaft.
Theologisch sind diese Beziehungen sehr wichtig, weil auch die Kirche in den letzten Jahrzehnten viele Schwierigkeiten gehabt hat und es kleinere und größere Brüche gab. Und es ist auch wichtig für uns als Kirche einige Themen gemeinsam zu denken, weiterzuentwickeln. Das ist wichtig heute: nicht alleine denken. Besonders wenn man bedenkt, dass es teilweise dieselben Probleme hier in Deutschland gibt wie in Chile.
Deshalb denken wir, dass es sowohl auf kultureller Ebene, als auch auf theologischer Ebene sehr wichtig ist engere, tiefere Beziehungen zu haben. Und wir sind dazu bereit: in der Forschung, gegenseitige Besuche, zusammen zu denken.