Prof.in Dr. Marie-Theres Wacker
© KTF/Hendler

Franz-Delitzsch-Vorlesung am 27.11.2017

Prof.in Dr. Wacker spricht über Ecclesia und Synagoga im frühen 20. Jahrhundert

Auf Einladung des Institutum Judaicum Delitzschianum der Universität Münster und der hiesigen Franz-Delitzsch-Gesellschaft hält Prof.in Dr. Marie-Theres Wacker die diesjährige Franz-Delitzsch-Vorlesung der Universität Münster. Die Alttestamentlerin spricht zum Thema: „Ecclesia und Synagoga im frühen 20. Jahrhundert. Der Vortrag findet am Montag, 27. November, um 18 Uhr c.t. im Fürstenberghaus, Hörsaal F 2, Domplatz 20-22, statt.

Historische Sondierungen in theologischem Interesse“. Die beiden Frauenfiguren von „Ecclesia“ und „Synagoga“ haben in der christlichen Kunst Westeuropas seit dem Frühmittelalter immer wieder dazu gedient, das Verhältnis von Christentum und Judentum als ein asymmetrisches zu profilieren: Während die Kirche im Besitz der Heilswahrheit ist, hat sich die Synagoge verblendet davon abgewandt. Die zahlreichen Darstellungen aus Mittelalter und früher Neuzeit sind gut dokumentiert und haben inzwischen auch theologiegeschichtliche Aufmerksamkeit gefunden; für die Zeit des späten 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts allerdings fehlen kunsthistorische Materialsammlungen und theologisch interessierte Untersuchungen. Das gilt auch für Deutschland. In der Franz-Delitzsch-Vorlesung 2017 stellt Prof.in Dr. Marie-Theres Wacker eine Reihe von eher unbekannt gebliebenen Ecclesia-Synagoga-Bildwerken aus dieser Epoche des sich entwickelnden Antisemitismus vor, geht Auftraggebern und Künstlern nach, bezieht die Darstellungen auf ihre zeitgeschichtliche Produktions- bzw. Rezeptionskontexte und fragt nach theologischen Implikationen ihrer historischen Sondierungen.

Die Franz-Delitzsch-Gesellschaft und das lnstitutum Judaicum Delitzschianum organisieren jedes Jahr im November die Franz-Delitzsch-Vorlesung, für die eine Gelehrte oder ein Gelehrter eingeladen werden, die sich durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten in einem der beiden folgenden Bereiche ausgewiesen haben: Der eine Bereich besteht in der wissenschaftlichen Erforschung und Vermittlung von Geschichte, Literatur, Theologie und Philosophie des Judentums. Der andere Bereich liegt darin, in Kirche und Gesellschaft an der Erneuerung des Verhältnisses zur jüdischen Theologie und damit zum jüdischen Volk mitzuwirken.

Zur Person:
Marie-Theres Wacker ist Professorin für Altes Testament und theologische Frauenforschung an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster. Sie studierte Theologie in Bonn und Tübingen sowie an der École Biblique in Jerusalem und promovierte in Tübingen mit einer Dissertation zum sog. äthiopischen Henochbuch, einer frühjüdisch-apokryphen Schrift. Habilitiert hat sie sich in Münster mit einer feministisch-exegetischen Analyse zum alttestamentlich-prophetischen Buch Hosea. Seit den 1980er Jahren ist Marie-Theres Wacker als feministische Theologin und Bibelwissenschaftlerin im jüdisch-christlichen Gespräch engagiert und hat dazu zahlreiche Beiträge veröffentlicht. Besonders genannt sei der gemeinsam mit Luise Schottroff herausgegebene Sammelband „Von der Wurzel getragen. Christliche feministische Exegese in Auseinandersetzung mit Antijudaismus“ (Leiden 1996)
Zusammen mit ihrem Mann Dr. Bernd Wacker hat sie die Geschichte der jüdischen Gemeinde Salzkotten/b. Paderborn von 1933 bis zu deren Auslöschung 1943 erforscht und die ca. 80 Grabsteine des jüdischen Friedhofs Salzkotten (1854-1940) erschlossen. An ihrem Seminar für Exegese des Alten Testaments wurde in den Jahren 2012-2015 das Projekt einer online-Dokumentation des jüdischen Friedhofs Münster mit seinen ca. 400 Grabsteinen des 19. und 20. Jh.s realisiert.