Über Uns

Das Joint Institute of Conflict Analysis, Conflict Regulation and Civic Education (Concrede) wurde 2023 gemeinsam von den Universitäten Duisburg-Essen und Münster ins Leben gerufen, um verschiedene Forschungsprojekte und individuelle Wissenschaftler:innen beider Universitäten, die sich mit der Erforschung von Konflikten in pluralen Gesellschaften beschäftigen, unter einem gemeinsamen Dach zusammenzubringen und ein Forum für zielgerichtete Kooperationen zur Verfügung zu stellen.

Die an Concrede beteiligten Wissenschaftler:innen kommen aus den Geistes-, den Sozial- sowie den Bildungs- und Erziehungswissenschaften und interessieren sich für die theoretische und empirische Analyse von Konflikten in Gegenwartsgesellschaften und für Möglichkeiten ihrer Regulierung. Ein Fokus liegt dabei auf Institutionen und Prozessen der Sozialisation und Bildung, die sowohl als Orte der (Re)Produktion von Konflikten als auch als mögliche Ansatzpunkte der Konfliktregulierung in den Blick genommen werden.

Die Gründung des virtuellen Instituts ist ein wichtiger Meilenstein für die interdisziplinäre und inter-universitäre Zusammenarbeit. Hier wird relevante Expertise gebündelt und verdichtet und die Ergebnisse der Forschung zugleich einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.  

Democratic Education

Unter Bedingungen tiefgreifender (ontologischer, normativer und epistemischer) Dissense steht die Demokratiebildung vor neuen, nie dagewesenen Herausforderungen. Die Frage, wie zukünftige Generationen auf ein demokratisches Zusammenleben vorbereitet werden können, stellt sich anders und mit neuer Dringlichkeit. Wie kann Demokratiebildung – hier im weitesten Sinne verstanden als Befähigung zukünftiger Generationen zur Teilhabe an demokratischen Entscheidungsprozessen – unter Bedingungen agonaler Pluralität aussehen?

Dieser Frage will Concrede in enger Kooperation von Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften nachgehen. Unser Ziel ist es, die Institutionen und Prozesse der Sozialisation und der Bildung sowie ihre Rolle bei der Produktion, der Reproduktion und der Transformation von agonaler Pluralität zu untersuchen.

Bildungsinstitutionen werden zum einen als zentrale Kontexte betrachtet, in denen Pluralität erfahren und (re)produziert wird, zum anderen aber auch als Orte, an denen zukünftige Generationen befähigt werden, mit Pluralität umzugehen, Meinungsverschiedenheiten auszuhandeln und Konflikte zu lösen.

Concrede legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Schule und ihre potenziell integrative Funktion, da es sich um eine Institution handelt, die alle zukünftigen Bürger durchlaufen. Forschung und Wissenstransfer werden dabei eng miteinander verknüpft: Unser Ziel ist es, wesentliche Konzepte ein Bezugspunkt für die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern bereitzustellen.

Agonale Pluralität: Grundlegende Dissense und fundamentale Konflikte als soziale, politische und pädagogische Herausforderung pluraler Gesellschaften

Die Forschungsinitiative „Agonale Pluralität – AgonPlur“ geht davon aus, dass tiefgreifende ontologische, normative und epistemische Dissense und daraus resultierende fundamentale Konflikte eine große Herausforderung für moderne pluralistische Gesellschaften darstellen. AgonPlur versucht daher, ein besseres Verständnis solcher Dissense und ihrer potentiellen Konfliktträchtigkeit zu erarbeiten.

Drei Leitfragen sollen theoretisch und empirisch, interdisziplinär und in enger Kooperation zwischen den beiden beteiligten Universitäten untersucht werden: 

  1. Wie und unter welchen Bedingungen entstehen tiefgreifende ontologische, normative oder epistemische Dissense in verschiedenen pluralistischen Gesellschaften und wie verändern sie sich im Laufe der Zeit?
  2. Wie und unter welchen Bedingungen führen solche tiefgreifenden Dissense zu fundamentalen Konflikten?
  3. Wie und warum werden solche Konflikte auf unterschiedliche Weise ausgetragen und geregelt? Welche Folgen hat diese Varianz?

Bei allen drei Fragestellungen gilt den Institutionen und Prozessen der Sozialisation und Erziehung besondere Aufmerksamkeit. Dahinter steht die Annahme, dass Generationenbeziehungen für die Konfliktdynamik(en) von Pluralität von entscheidender Bedeutung sind: Wie sind Sozialisations- und Erziehungsinstitutionen an der Produktion, Reproduktion und Transformation agonaler Pluralität beteiligt? Und (wie) beeinflussen intergenerationelle Beziehungen diese Dynamiken?

Kulturen des Kompromisses

Der interdisziplinäre Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“ untersucht die sozioökonomischen, politisch-rechtlichen und kulturellen Bedingungen des Kompromisses in unterschiedlichen Kontexten, Kulturen und Epochen. Ausgehend von einer Analyse westlicher Gegenwartsgesellschaften werden die Voraussetzungen für Kompromisse sowohl aus historisch-vergleichender als auch aus kultur-/zivilisationsvergleichender Perspektive erforscht. Als kulturvergleichende Fälle werden in einem ersten Schritt zunächst Israel und Japan analysiert.

Der interdisziplinäre Forschungsverbund, der u.a. die Fächer Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Literaturwissenschaft vereint, besteht aus mehr als 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Duisburg-Essen (UDE), Münster (WWU) und Bochum (RUB). Geleitet wird das Netzwerk von Prof. Dr. Ute Schneider (UDE, Geschichtswissenschaft), Prof. Dr. Ulrich Willems (WWU, Politikwissenschaft) und Prof. Dr. Constantin Goschler (RUB, Geschichtswissenschaft). Es wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW/NRW) mit 2,1 Millionen Euro gefördert. Die erste Förderphase (2021-2024) soll in ein größeres Antragsvorhaben münden.

Ziel des Forschungsverbundes ist es, Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen zusammenzubringen, um Kompromisse in verschiedenen Kontexten, Kulturen und Epochen zu untersuchen. Es geht im Leben nicht ohne Kompromisse – aber wie gelingt eine solche Einigung? Was sind deren Voraussetzungen? Was ist nötig, damit sich mehrere Parteien so einigen, dass alle zufrieden sind? Wo haben Kompromisse ihre Grenzen? „Kulturen des Kompromisses“ geht diesen und anderen grundlegenden Fragen des menschlichen Zusammenlebens nach, die überraschenderweise bisher kaum systematisch in epochen- und zivilisationsvergleichender Perspektive erforscht worden sind.

Darüber hinaus soll Reflexions- und Handlungswissen für den Umgang mit der gegenwärtig vielfach diagnostizierten nachlassenden Bereitschaft und Fähigkeit zum Kompromiss in liberal-demokratischen Gesellschaften generiert werden. Der Entwicklung von Inhalten und Formaten der Wissenschaftskommunikation kommt daher ein hoher Stellenwert zu, um die Expertise und Forschungsergebnisse des interdisziplinären Verbundes „Kulturen des Kompromisses“ für Politik und Öffentlichkeit nutzbar zu machen.