Von A wie Aquädukt bis Z wie Zaubereiministerium – unterwegs in Madrids Umland

Spätestens wenn einem der freundliche Mann in der Uni-Cafeteria um acht Uhr morgens den heiß ersehnten Kaffee auf die Theke stellt, ohne dass man ihn überhaupt darum gebeten hat, ist man irgendwie angekommen.

Seit nun knapp drei Monaten in Madrid kann ich behaupten, schon relativ viel von der Stadt gesehen zu haben. Auch wenn es mit Sicherheit noch einige unentdeckte Ecken gibt, gibt es Tage, an denen mir die Stadt ein bisschen zu groß, zu laut und zu stickig vorkommt und an denen ein Tagestrip in die Umgebung guttut.

Anders als im Vorhinein gedacht, lässt sich von Madrid aus sogar auch einiges erreichen, was einen Besuch wert ist:

SEGOVIA

Blick auf die Kathedrale

Knapp 90 km nordwestlich von Madrid gelegen, befindet sich die wunderschöne Kleinstadt Segovia. Am meisten beeindruckte mich ich hier der aus dem 1./2. Jhd. n. Chr. stammende Aquädukt, der auf hunderten von Metern noch super erhalten geblieben ist. Etwas Vergleichbares hatte ich vorher noch nie gesehen. Bei einem Spaziergang entlang der vielzähligen Bögen lässt sich das enorme Bauwerk auch aus der Nähe bestaunen und irgendwie versetzt es einen ein bisschen in der Zeit zurück. Segovia hat außerdem ein Alcázar, also eine Palastfestung, zu bieten, das jedoch nicht sonderlich beeindruckend ist, wenn man es mit den andalusischen Pendants vergleicht. Auch wegen seiner idyllischen Lage auf einer erhöhten Felszunge ist Segovia auf jeden Fall einen Kurztrip wert.

EL ESCORIAL

Abendlicher Blick auf den Palast von der „Silla de Felipe II“

Ein kleines Dorf etwa 47 km nordwestlich von Madrid, das einiges zu bieten hat. Zunächst einmal ist da die Kloster- und Schlossanlage San Lorenzo de El Escorial, Unesco-Welterbe und der größte Renaissancebau der Welt. Der Palast fungierte z.T. als Königsresidenz und in der Gruft befinden sich heute die Gräber von fast allen spanischen Königen. Zum Gebäudekomplex gehören u. a. auch ein goldener, historischer Bibliothekssaal und eine Basilika, mit einer Kuppel in Petersdom-Dimensionen.

 

Mit einer Höhe von 150 m und einer Breite von 40 m ist dieses Kreuz das höchste freistehende der Welt

Nur ein paar Kilometer außerhalb des Dorfes befindet sich das Valle de los Caídos („Das Tal der Gefallenen“), dem allein man eigentlich einen ganzen Blogartikel widmen müsste. Denn hier liegen der ehemalige Diktator Francisco Franco und José Antonio Primo der Rivera, Mitbegründer der faschistischen Falange. Ein von Franco noch zu Lebzeiten errichtetes überdimensionales Kreuz ragt auf einem Felsen auf und gilt als das bedeutendste architektonische Symbol der Franco-Diktatur. Innerhalb des Felsens befindet sich eine Basilika im Stile des Zaubereiministeriums aus Harry Potter, in der immer noch – direkt über den Gräbern dieser hochumstrittenen Politiker – tägliche Messen gefeiert werden. Mit einem entsprechenden komischen Gefühl betritt man diesen Ort. Auch wenn es schon Versuche gegeben hat, das Monument zu entpolitisieren und es zu einem Gedenkort für alle Gefallenen des Spanischen Bürgerkrieges zu machen, ist davon – so zumindest mein Eindruck – nichts zu spüren. Damit es dazu kommt, muss noch einiges an Aufarbeitung geleistet werden. Kurz: Mit der richtigen kritischen Haltung definitiv ein interessanter und spannender Ort.

Blick auf den Eingang der Basilika

ÁVILA

Für einen ruhigen Tag ohne Autos und Menschengedränge genau das Richtige! Der etwa zweieinhalbstündige Spaziergang auf der Stadtmauer ist sehr zu empfehlen. Und auch sonst ist Ávila ein wunderschöner, ruhiger und sehr idyllischer Ort, an dem man sich einfach treiben lassen kann, ohne Angst haben zu müssen, sich zu verlaufen – denn dafür ist es einfach zu klein 😉 Ein Kaffee in der Abendsonne mit Blick aufs Tal macht die Sache dann perfekt.

ALCALÁ DE HENARES

Vermutlich die Geburtsstadt des spanischen Nationalautors Miguel de Cervantes und ein verrücktes Örtchen. Den Eindruck bekam zumindest ich, als sich Mitte Oktober die ganze Stadt in ein einziges großes Mittelalterfest verwandelte und ich – durch Zufall – genau zu dieser Zeit einen Ausflug in das Städtchen machte. Stand an Stand mit selbstgemachtem Schmuck, Gebackenem, Gegrilltem, Frittiertem, Geschmiedetem. Straßenkünstler, mittelalterlich gekleidete Leute, Fähnchen, Musik – ein buntes Treiben, bei dem an einen „normalen“ Stadtbesuch nicht zu denken war. Und auch abgesehen von diesem „Extra“ lohnt sich ein Besuch bestimmt.

Don Quijote kämpft gegen die Windmühlen

TOLEDO

Last but not least und ein Muss für alle Madrid-Besucher: Die Ritterstadt Toledo. Bekannt für ihr Marzipan und die geschmiedeten Souvenirs wie Schwerter, Dolche, Messer u.ä.

Blick auf die Altstadt

 

 

 

 

 

 

 

Kleine Gässchen, durch die man sich ohne Stadtplan einfach treiben lassen sollte. In die Kathedrale habe ich es bis jetzt noch nie geschafft, die Schlange war mir jedes Mal zu lang 😉 Toledo ist definitiv ein sehr erstrebenswertes, wenn auch etwas touristisches Ausflugsziel.

Blick auf die Kathedrale (rechts) und die Festung (links)

 

 

Ein Gedanke zu „Von A wie Aquädukt bis Z wie Zaubereiministerium – unterwegs in Madrids Umland

  1. Hallo, Theresa,
    in Deinen Berichten und Ortsbeschreibungen machst Du mir die offenbar wunderschöne Umgebung von Madrid schmackhaft wie die inzwischen für Weihnachten gebackenen Plätzchen, und ich bin gedanklich versucht, wie die Weihnachtsmaus von James Krus nicht nur diese zu vernaschen, sondern auch mit wachen Augen und gespitzten Ohren durch die Gassen und über die Plätze der idyllischen Städtchen und Landstriche zu flitzen und herumzutollen.
    Ich bin (als Dein Opa) so froh und auch ein wenig oder auch etwas mehr stolz, wie Du Deinen Aufenthalt und die damit verbundenen Aufgaben an der Uni von Madrid handelst und stets Freude und Seriösität ausstrahlst.
    Mach so weiter; auch Deine Kommilitonen in Münster freuen sich sicherlich über weitere Berichte und Informationen aus dem schönen und sonnigeren Spanien als hier.
    In Kürze feiern wir Weihnachten und ich freue mich schon jetzt auf ein Zwischenwiedersehen mit Dir bei Wein, Plätzchen, Liedern, guten Speisen und weihnachlichen Gesprächen.
    Bis dahin ganz liebe Grüße
    (und für einen Kommentar etwas ungewöhnlich aber doch wohl zulässig)
    Küßken, Dein Opa Klemens.

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