Arbeiten in der Chirurgie in Sydney

Hi again 🙂

Nun bin ich schon in der dritten Woche in der Chirurgie im Royal North Shore Hospital. Die Zeit verfliegt nur so! Ich bin fuer acht Wochen in der Handchirurgie eingeteilt. Bereits seit Beginn der Bewerbung hatte ich regelmaessig Kontakt mit Martin Crawford, unserem Electives Coordinator. Martin hat uns per eMail mitgeteilt, wo wir am ersten Tag hinkommen sollen und das hat auch wunderbar funktioniert.

So habe ich am ersten Tag auch direkt die anderen neuen PJler kennengelernt und wir konnten gleich eine Whatsapp-Gruppe eroeffnen, um uns fuer die Freizeitaktivitaeten kurzzuschliessen (welche auch tatsaechlich nie zu kurz kommen 😉

Danach ging es dann auf unsere jeweiligen Stationen. In der Handchirurgie kann ich mir ganz frei aussuchen, ob ich in die Clinics, eine Art Sprechstunde, oder ins Operating Theatre (OT), also in den OP gehen moechte. Das ist sehr angenehm, gerade wenn im OP stehen und Haken halten nicht deine Lieblingsbeschaeftigung ist. In Deutschland hat man da ja leider oft nicht die Wahl.

Die Aerzte sind zum allergroessten Teil wirklich sehr freundlich und interessiert, vor allem, wenn sie hoeren, dass ich aus Deutschland komme. Am Anfang war es fuer mich noch sehr schwierig, das Aussie-Englisch zu verstehen, da ich vorher noch nie im Ausland gearbeitet habe. Doch wenn ich nachfrage, bekomme ich fast immer eine nette und geduldige Antwort. Mittlerweile geht es schon viel besser, nur im OP habe ich noch etwas Probleme, weil dort die Hintergrundgeraeusche recht laut sind und der Mundschutz mir die Moeglichkeit nimmt, die „Lippen zu lesen“.

Es gibt einige interessante Unterschiede zum OP in Deutschland. Das beginnt schon in der Umkleidekabine: man bekommt keine Gummischuhe gestellt, sondern man zieht einfach ein Paar Papierueberzieher ueber seine Strassenschuhe. Ausserdem wechseln die Australier ihre OP-Scrubs nicht – auch nicht, wenn sie damit auf der Toilette oder beim Mittagessen waren. Wenn man sich fuer eine OP einwaschen soll, um steril mit am Tisch zu stehen, macht man dies zu Tagesbeginn ausschliesslich mit Wasser und einer Seifenloesung, aber ohne Alkohol! Das war schon ziemlich ungewohnt. Dafuer reicht fuer die folgenden OPs eine alkoholische Haendedesinfektion von 90 Sekunden – egal was man in der Zwischenzeit angefasst hat oder wo man gewesen ist. Wenn man dann mit sauberen Haenden im OP ankommt, muss man seinen Kittel und die Handschuhe alleine anziehen. Niemand haelt einem die Sachen so komfortabel vor die Nase wie in Deutschland 😉 Der Mundschutz wird im OP-Saal auch nicht so streng getragen wie in Deutschland: der Anaesthesist hat meistens gar keinen dabei und alle anderen nehmen ihn vor und nach der OP direkt vom Gesicht. Sehr ueberrascht war ich auch, dass es offenbar okay ist, wenn der Anaesthesist waehrend der OP im Saal Kaffee trinkt und Pizza isst!

In der Clinics ist fuer mich eigentlich der auffaelligste Unterschied zu Deutschland, dass die Menschen alle so gut gekleidet sind und ausgesprochen freundlich und hoeflich zueinander sind. Ausserdem sprechen sich hier fast alle (die Oberaerzte ausgenommen) mit dem Vornamen an. Wenn ich mich also einem Patienten vorstelle: „Hi, I’m Lisa, a medical student from Germany“, kommt fast immer ein breites Laecheln und ein freundlicher Satz, z.B. „Hey Lisa, I’m Anna, how are you?“, „Wow, welcome to Australia, do you like it so far?“ oder aehnliches. Meistens plaudern auch die Aerzte mit den Patienten ein wenig ueber Dinge, die nichts mit dem Krankenhausbesuch zu tun haben. Ich habe dadurch das Gefuehl, dass die ganze Arbeitsathmosphaere hier sehr viel besser und entspannter ist als in Deutschland in vielen chirurgischen Kliniken. Die Patienten nehmen dafuer auch gerne eine etwas laengere Wartezeit in Kauf.

Ein wenig schade ist es, dass wir Studenten hier sehr viel weniger selbst machen duerfen als zu Hause. Ich freue mich deshalb immer sehr, wenn ich mal eine Wunde zunaehen darf, Blut abnehmen darf oder andere kleine Aufgaben bekomme.

Nach der Arbeit bleibt meistens noch genug Zeit, um die wundervolle Stadt zu erkunden. Sydney hat wirklich so viel zu bieten und ist von so tollen Straenden und Landschaften umgeben, dass es einem nie langweilig wird. Schoen ist auch, dass Martin jeden Mittwoch Abend eine „Social Night“ fuer alle PJ-Studenten organisiert, sodass man auch sehr leicht mit anderen Studenten in Kontakt kommt.

Ich wuensche euch einen schoenen Nikolaus-Tag! Leider geht die ganze schoene Vorweihnachtszeit hier komplett an einem vorueber, weil man gar nicht in die richtige Stimmung kommt. Und auch Nikolaus ist hier ein Tag wie jeder andere. Und meinen Schoko-Adventskalender muss ich  im Kuehlschrank lagern, weil er sonst schmilzt 😀

Ein Gedanke zu „Arbeiten in der Chirurgie in Sydney

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