Abschied in Sambia und was ich mit nach Hause nehme

Hallo zusammen,

da ich jetzt bereits seit einer Woche wieder in Deutschland bin und mich der Alltag hier, nach meiner abgesehen von den Arbeitszeiten doch ziemlich entspannten und stressfreien Zeit in Katete, wieder einholt und ein bisschen überrumpelt, möchte ich mir noch einmal für einen letzen Blogeintrag Zeit nehmen.

Schon eine Woche vor meinem Rückflug haben meine Kollegen und Freunde eine super schöne Abschiedsparty für mich organisiert. Eigentlich war ich von der Idee aus zwei Gründen nicht sonderlich begeistert. Erstens kann ich mich immer nicht so gut damit anfreunden, dass so eine Veranstaltung nur für mich auf die Beine gestellt wird und ich somit definitiv im Zentrum aller Aufmerksamkeit stehen werde. Und zweitens wollte ich mich noch gar nicht eine ganze Woche vor meiner eigentlichen Abreise verabschieden – dafür habe ich mich einfach noch nicht bereit gefühlt und ich wollte lieber ein doppeltes „Tschüss“ sagen vermeiden. Aber im Endeffekt war das natürlich überhaupt kein Problem und einer meiner Kollegen hat sehr treffend gesagt: „It’s good to know that Luisa is going to stay with us for one more week after this Goodbye-Party.“ Mit dem Gedanken konnte ich mich dann auch anfreunden. 😉 Und wahrscheinlich war die Abschiedsparty so auch deutlich fröhlicher als ein Abschied vermuten lässt!
Ich denke, es schadet nicht, wenn ich euch noch ein paar mehr Zeilen zum Ablauf der Party schreibe. Da hat Tiko nämlich ein recht festes Konzept, was sich wohl irgendwann mal etabliert hat. Das Programm sah ungefähr so aus:

  1. Eröffnung durch die Direktorin
  2. Freies Tanzen
  3. Dankesrede 1
  4. Chor
  5. Freies Tanzen
  6. Dankesrede 2
  7. Building-Block-Competition (die versucht eines der Departments gerade für Kindergärten als Spielzeug zu produzieren)
  8. Freies Tanzen
  9. Präsentation des Kuchens
  10. Dann war ich an der Reihe, was zu sagen…
  11. Geschenkübergabe
  12. Danach haben wir bestimmt noch einmal getanzt 😉
  13. Gemeinsames Essen
  14. Offenes Ende

Vielleicht gibt das einen ganz guten Eindruck. Wie ihr schon seht, haben wir vor allem viel getanzt. 😀 Außerdem werden die Partys, bei denen alle 80 Mitarbeiter am Community Centre versammelt sind, auch genutzt, um wichtige Ansagen zu machen oder andere relevante Themen anzusprechen. Dieses mal wurden zum Beispiel die Building-Blocks vorgestellt und drei der Mitarbeiter sollten eine gute Mauer daraus bauen. Es handelt sich dabei um ein Pendant zu Duplo oder Lego aus Lehm hergestellt. Bei einer anderen Party, die ich mitbekommen habe, wurde zum Beispiel besprochen, wie man ein Kondom richtig verwendet, und betont, wie wichtig die Verwendung eines Kondoms ist.
Jede Party endet dann mit einem typisch sambischen Essen: Nshima (ein etwas härterer Maisbrei).

Meine ersten Versuche Nshima zu kochen und die stolze Küchen-Crew, die mir dabei geholfen hat.

Einen kleinen zweiten Abschied habe ich dann wirklich kurz vor meiner Abreise mit den „Interns“ gefeiert. Die „Interns“ sind alle Mitarbeiter des Community Centres, die bis zur 12. Klasse zur Schule gegangen sind, und sie werden deshalb stärker mit in Entscheidungen einbezogen, diskutieren Änderungen und überlegen, wie man Probleme lösen kann. Dafür haben sie ein festes wöchentliches Treffen.

Nach einem der Intern-Meetings

Ehrlich gesagt ist mir der Abschied deutlich schwerer gefallen als ich das nach einem zweimonatigen Aufenthalt erwartet hatte. Aber das ist ja an sich ein sehr gutes Zeichen. Ich habe mich eben ziemlich schnell wohl gefühlt und auch mit einigen meiner Kollegen eng zusammengearbeitet. Viele der jüngeren Kollegen sind schnell zu Freunden geworden, mit denen ich auch nach Feierabend noch etwas unternommen habe. Das größte Problem ist eigentlich, dass ich zu den meisten keinen Kontakt halten kann. Viele Menschen in Sambia haben zwar mittlerweile ein Handy, allerdings kein Internet. Die Kommunikation über SMS oder Anrufe wäre viel zu teuer. Der Postweg ist so gut wie ausgeschlossen, weil er auch teuer ist, die Sachen oft nicht ankommen und die meisten auch kein Postfach haben. Also musste ich relativ schnell mein Versprechen abgeben, möglichst schnell wiederzukommen 😉

So richtig realisiert, dass das Praktikum wirklich schon vorbei ist, habe ich dann erst auf dem Weg nach Lusaka, von wo aus ich zurück geflogen bin. Dabei sind mir auch super viele Dinge durch den Kopf gegangen und ich habe versucht ein bisschen Ordnung in all meine Gedanken zu bringen. Das ist aber leider nicht so einfach und auch definitiv noch nicht abgeschlossen. Und unter anderem deshalb finde ich es auch sehr schwer hier zu schreiben, was ich aus meinem Praktikum mitnehme. Zum einen habe ich das Gefühl, dass ich dies selber nicht richtig in Worte fassen kann, und zum anderen kann möchte ich das auch nicht in Worte fassen, weil diese definitiv nicht wiederspiegeln würden, was ich wirklich als Bereicherung aus dem Praktikum ziehe.

Für mich war dies nun nach meinem FSJ nach dem Abi mein zweiter längerer Auslandsaufenthalt und ich kann einfach nur jedem empfehlen, Möglichkeiten ins Ausland zu gehen und eine andere Kultur kennenzulernen, zu nutzen. Ich habe in beiden Fällen die Erfahrung gemacht, dass ich mich persönlich durch die Aufenthalte verändert habe, was mit Sicherheit sowohl mit positiven als auch mit negativen Erfahrungen, die man im Ausland macht, zusammenhängt. Insgesamt wächst man aber so oder so an solchen Erfahrungen und ich möchte sie in keinem Fall missen. Bei diesem Praktikum war ich mir zum Beispiel im Vorfeld nicht sicher, ob es nicht sinnvoller wäre, ein psychologisches Praktikum in Deutschland zu machen, weil der Einblick in einen Tätigkeitsbereich dann wahrscheinlich näher an potenziellen späteren Jobangeboten dran wäre. Im Endeffekt bin ich aber froh mich dagegen entschieden zu haben, da ich so einen Einblick in ein anderes Berufsfeld erhalten habe, an welches man im Zusammenhang mit Psychologie nicht unbedingt denkt. Denn auch in der Entwicklungspolitik und der Internationalen Zusammenarbeit arbeiten Psychologen und diesen Berufszweig werde ich auf jeden Fall weiterhin im Auge behalten.

Falls ihr noch spezifischere Fragen zu meinen Erlebnissen oder der Praktikumsstelle habt, her damit! 🙂

Beste Grüße
Luisa

 

Ein Gedanke zu „Abschied in Sambia und was ich mit nach Hause nehme

  1. Liebe Luisa,
    herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag!!! Sende mir doch bitte per whatsapp deine Münsteraner Adresse, dann kann ich auch noch ein wenig Papier hinterhersenden…

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