Ringvorlesung "Zukunft der Religion in Europa"

Wintersemester 2004/2005

Europa

Im Wintersemester 2004/2005 veranstaltet das Centrum für Religiöse Studien (CRS) eine interdisziplinäre Ringvorlesung zur Zukunft der Religion in Europa.

Der Wunsch nach einer solchen Veranstaltung erwuchs aus der Beobachtung, dass Religion mit all ihren positiven und negativen Erscheinungsformen eines der zentralen Phänomene der europäischen Postmoderne geworden ist. Ganz im Gegenteil zu der in den sechziger Jahren verbreiteten Annahme, dass Säkularisierung und Individualisierung die Religion aus dem öffentlichen Raum verdrängen würden, ist die heutige religiöse Landschaft Europas so breit gefächert wie noch nie. Neben Christen, Muslimen und Juden leben in Europa Buddhisten, Hinduisten und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften. Durch die Ost-Erweiterung der Europäischen Union kommen etliche orthodoxe Kirchen und viele kleinere christliche Bewegungen hinzu. Im Westen Europas sind außerdem viele religiöse Phänomene zu beobachten, die von der institutionalisierten Religion unabhängig geworden sind. Darunter sind vor allem die neuen religiösen Bewegungen, die sogenannte "Esoterik" und die vielen verschiedenen Facetten der Religion zu verstehen. Diese Vielfalt erfordert differenziertes Denken, ein stetes Vermitteln und Übersetzen der Inhalte wie auch die Bereitschaft, mit der Vielfalt zu leben. Interreligiöse Kompetenz gehört inzwischen zum notwendigen Know-how einer Wertegemeinschaft, in der mehrere Religionen neben- und miteinander leben. Allerdings zeigt der Alltag, dass die Religionen auf die gesellschaftsstrukturelle Ebene einwirken, Reibungsflächen bieten und dass dadurch viele Fragen aufgeworfen werden. In welche Richtung entwickeln sich die Tendenzen religiöser Gemeinschaften und Kirchen? Kann es zu einer Politisierung der Religion kommen? Wie wirkt sich die Erweiterung der EU aus? Welche Zukunft wird demzufolge Religion in Europa haben?

Das Centrum für Religiöse Studien lädt mehrere Theologen, Sozial- und Religionswissenschaftler, Politologen und Juristen ein, die aus ihrer individuellen Forschungsperspektive verschiedene Fragen zur Zukunft der Religion in Europa erörtern. Die Beiträge werden anschließend in einer CRS-Publikation niedergelegt.



Die Referentinnen und Referenten und Themen im Überblick:


Prof. Dr. Christoph Bochinger
, Bayreuth:
"Außenperspektive und Innenperspektive – Wissenschaftliche Zugänge zur religiösen Gegenwartsstruktur in Europa"

Prof. Dr. Sven Kalisch, Münster:
"Perspektiven islamischen Denkens in Europa"

Prof. Dr. Thomas Bremer, Münster:
"Orthodoxie und Europa"

Prof. Dr. Volkhard Krech, Bochum:
"Europa als Wertegemeinschaft? - Religionssoziologische Überlegungen"

PD Dr. Dr. Wassilios Klein, Bonn:
"Die Zukunft der Orthodoxie in Europa"

Prof. Dr. Jürgen Werbick, Münster:
"Die Zukunft der Religion in Europa aus katholischer Sicht"

Prof. Dr. Annette Wilke, Münster:
"Hindu-Diaspora in Deutschland und interkulturelle Austauschprozesse"

Prof. Dr. Janbernd Oebbecke, Münster:
"Der Islam und die deutsche Religionspolitik"

Prof. Dr. Michael Beintker, Münster:
"Der europäische Protestantismus im 21. Jahrhundert"

Dr. Annegrit Brunkhorst, Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes NRW:
"Wir alle sind Kinder Abrahams: Zum Auftrag einer dialogischen Religionspädagogik"

Prof. Dr. Folker Siegert, Münster:
"Religion als Rückkehr hinter die Aufklärung? Gedanken zur Zukunft der drei 'abrahamitischen' Religionen in Europa."