„Wir sind umgeben von Spitzenforschern“

YAM-Stipendiaten aus Afrika geben Einblicke in ihre Zeit am Exzellenzcluster Mathematik Münster
Sie sind die ersten YAM-Stipendiaten am Exzellenzcluster Mathematik Münster: Junior Parfait Ngalamo, Marjory Mwanza und Abakar Assouna Mahamat (v. l.).
Sie sind die ersten YAM-Stipendiaten am Exzellenzcluster Mathematik Münster: Junior Parfait Ngalamo, Marjory Mwanza und Abakar Assouna Mahamat (v. l.).
© MM/vl

"Die Zeit vergeht wie im Flug", sagt Junior Parfait Ngalamo. Seit Oktober vergangenen Jahres ist der 24-jährige Kameruner Stipendiat am Exzellenzcluster Mathematik Münster. Noch bis Ende Juli wird er über das "Young African Mathematicians Fellowship Programme" (YAM-Programm) gefördert. Dieses ermöglicht begabten Masterabsolventinnen und -absolventen aus Afrika, sich in einem anregenden, internationalen Umfeld wissenschaftlich weiterzuentwickeln und einen soliden Grundstein für den eigenen Werdegang zu legen. Der Cluster ist seit 2023 Kooperationspartner des Programms, das 2021 an der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit dem African Institute of Mathematical Sciences (AIMS) und seinen fünf Zentren initiiert wurde.

Während ihres Aufenthalts bearbeiten die YAM-Stipendiaten ein eigenes Forschungsprojekt, angeleitet durch einen Mentor. Junior Parfait Ngalamo beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Portfolio-Optimierung am Aktienmarkt mit unterschiedlichen Währungen. Sein Mentor ist PD Dr. Volkert Paulsen. "Ich interessiere mich für Ansätze, die helfen, Probleme im Finanzsektor zu lösen", erklärt er.

YAM-Netzwerktreffen Bonn

YAM-Netzwerktreffen im März 2024 in Bonn. Marjory Mwanza hielt einen Vortrag über ihr Projektthema "On the construction of graph products from finite groups".
YAM-Netzwerktreffen im März 2024 in Bonn. Marjory Mwanza hielt einen Vortrag über ihr Projektthema "On the construction of graph products from finite groups".
© MM/Raimar Wulkenhaar
  • Junior Parfait Ngalamo: "Portfolio Optimisation in Stock Market with Different currencies".
    © MM/Raimar Wulkenhaar
  • Abakar Asouna Mahamat: Closed biconservative hypersurfaces in spheres.
    © MM/Raimar Wulkenhaar
  • Gruppenfoto YAM-Fellows 2023/2024.
    © MM/Raimar Wulkenhaar

Abakar Assouna Mahamat, der aus der Republik Tschad stammt, spezialisierte sich dagegen während seines Masterstudiums am AIMS-Zentrum im Senegal auf algebraische Geometrie. Da es im Gebiet der Differentialgeometrie eine weltweit bekannte Forschungsgruppe in Münster gibt, bewarb er sich am münsterschen Cluster, um mehr über die Riemannsche Geometrie zu lernen. Er arbeitet zurzeit an einem Projekt mit dem Titel "Closed biconservative hypersurfaces in spheres", betreut von Prof. Dr. Anna Siffert.

Die dritte im YAM-Bunde ist Marjory Mwanza aus Sambia. Ihren Master absolvierte sie am AIMS-Zentrum in Südafrika. Ihr Schwerpunkt in der Zeit in Münster ist die geometrische Gruppentheorie. "On the construction of graph products from finite groups" ist der Titel ihres Projekts, ihr Mentor ist Prof. Dr. Linus Kramer. „Ich habe durch Seminare, Konferenzen und intensives Lesen bereits viel dazugelernt“, sagt die 25-Jährige.

Ein Highlight für die drei war das Netzwerktreffen aller YAM-Stipendiaten im März in Bonn. Dort stellten sie ihre Projekte vor und bekamen zahlreiche Reaktionen. „Die Erfahrung war gleichzeitig bereichernd, spannend und herausfordernd“, erinnert sich Abakar Assouna Mahamat.

Prof. Dr. Raimar Wulkenhaar, wissenschaftlicher Koordinator des YAM-Programms in Münster, und Programmassistentin Anke Pietsch begrüßten die Stipendiaten im Oktober 2023 in Münster.
Prof. Dr. Raimar Wulkenhaar, wissenschaftlicher Koordinator des YAM-Programms in Münster, und Programmassistentin Anke Pietsch begrüßten die Stipendiaten im Oktober 2023 in Münster.
© MM/vl

Im Alltag ist für sie der Austausch mit den anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Exzellenzclusters hilfreich und wertvoll. "Wir sind umgeben von Spitzenforschern, die an faszinierenden Themen arbeiten", sagt Junior Parfait Ngalamo. Ihm gefalle, dass die Mitglieder der Forschungsgruppen auch gemeinsam in der Mensa zu Mittag essen und anschließend beim Kaffee über Mathematik diskutieren und Ideen austauschen.

"Die Stipendiaten sind ein richtiger Teil von Mathematics Münster geworden. Das ist für alle Seiten ein Gewinn", betont Prof. Dr. Raimar Wulkenhaar, akademischer Koordinator des YAM-Programms am Exzellencluster. Zu Beginn habe es viele Hürden gegeben: von Visa-Problemen über die Uni-Bürokratie bis hin zur Wohnungssuche. Dank engagierter Personen inner- und außerhalb des Clusters sei alles geklärt worden, sodass sich die drei jetzt auf ihre mathematische Entwicklung konzentrieren können. Demnächst startet die Auswahlrunde für die nächsten Stipendiaten. Sie erhalten für zehn Monate eine Förderung, die die Kosten für Reise, Lebenshaltung und Wohnen abdeckt.

Neben der Mathematik ist das Leben an einem fremden Ort ein interessanter Aspekt des Forschungsaufenthalts. Als "ruhig und entspannt" empfinden die drei YAM-Stipendiaten Münster. "Es ist zwar kalt hier. Aber auch jemand, der wie ich an das Klima in Zentralafrika gewöhnt ist, kann sich daran anpassen", sagt Abakar Assouna Mahamat. Auf jeden Fall hindert ihn die Temperatur nicht daran, eine Doktorarbeit in Deutschland in Betracht zu ziehen – genau wie die anderen beiden auch.

Über das YAM-Programm:
Das "Young African Mathematicians (YAM) Fellowship Programme" dient der Förderung junger afrikanischer Mathematiker:innen. Im Rahmen dieser Initiative erhalten junge talentierte und hoch motivierte Materabsolvent:innen Stipendien, um Erfahrungen in einem neuen Forschungsumfeld zu sammeln. Das YAM-Netzwerk ist eine Zusammenarbeit zwischen dem African Institute for Mathematical Sciences (AIMS) und seinen fünf AIMS-Zentren in Kamerun, Ghana, Ruanda, Senegal und Südafrika sowie vier deutschen Exzellenzclustern mit Schwerpunkt Mathematik:  MATH+ (Berlin), Hausdorff Center for Mathematics (Bonn), Mathematik Münster (Münster) und Structures (Heidelberg). Das YAM-Programm ermöglicht herausragenden Absolvent:innen des AIMS-Masterprogramms, ein akademisches Jahr an einer Forschungseinrichtung des Partners in Deutschland zu verbringen.

Das nächste YAM-Netzwerktreffen wird am 17. Juni 2024 in Münster stattfinden.

Links:
YAM-Programme bei Mathematics Münster

Dieser Artikel erschien in kürzerer Form in der Unizeitung "wissen I leben" am 8. Mail 2024.